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Klimarisiko KMU: Herausforderungen und Chancen für kleine und mittlere Unternehmen

Die Folgen des Klimawandels treffen die deutsche Wirtschaft mit zunehmender Intensität. Während das Juli-Hochwasser 2021 noch eindrucksvoll vor Augen führte, welche verheerenden Schäden Extremwetterereignisse anrichten können, stehen kleine und mittlere Unternehmen heute vor einer doppelten Herausforderung: Sie müssen nicht nur mit den direkten physischen Auswirkungen des Klimawandels umgehen, sondern auch mit den transformativen Veränderungen einer sich wandelnden Wirtschaft.

Für KMU, die das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden und über 99% aller Unternehmen ausmachen, bedeutet das Thema Klimarisiko mehr als nur eine weitere regulatorische Hürde. Es eröffnet neue Chancen für innovative Geschäftsmodelle und nachhaltige Wettbewerbsvorteile, erfordert aber auch eine strategische Neuausrichtung in der Unternehmensstrategie.

Was sind Klimarisiken für KMU?

Klimarisiko für KMU umfasst sämtliche Gefahren und Unsicherheiten, die sich aus klimabezogenen Veränderungen ergeben können. Die Wissenschaft unterscheidet dabei zwischen zwei grundlegenden Kategorien von Risiken, die unterschiedliche Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit haben.

Physische Klimarisiken entstehen durch direkte klimatische Veränderungen wie die Häufung von Extremwetterereignissen. Überschwemmungen, Hitzewellen, Stürme und Dürren bedrohen unmittelbar die Betriebsstätten von KMU. Ein produzierender Betrieb in einem hochwassergefährdeten Gebiet kann binnen weniger Stunden seine komplette Produktionsanlage verlieren, während ein Logistikunternehmen durch Starkregen und überflutete Straßen tagelang lahmgelegt werden kann.

Transitorische Risiken resultieren aus dem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft. Dazu gehören CO₂-Preise, die seit 2021 durch das nationale Emissionshandelssystem eingeführt wurden, verschärfte Berichtspflichten durch die EU-Taxonomie und veränderte Marktanforderungen von Kunden und Investoren, die zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit legen.

Das Bild zeigt ein überschwemmtes Industriegebiet, in dem Produktionshallen und Fahrzeuge teilweise im Wasser stehen. Diese Szene verdeutlicht die Folgen des Klimawandels und die damit verbundenen klimarisiken für Unternehmen, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die durch solche extremen Wetterereignisse vor große Herausforderungen gestellt werden.

Die besondere Vulnerabilität von KMU zeigt sich in ihrer begrenzten Ressourcenausstattung und der oft starken Abhängigkeit von lokalen Standorten. Während Großunternehmen ihre Risiken über mehrere Standorte diversifizieren können, sind viele KMU auf einen oder wenige Standorte angewiesen. Ein konkretes Beispiel: Produktionsausfälle bei Hochwasser treffen ein mittelständisches Unternehmen mit einer Produktionsstätte deutlich härter als einen Konzern mit zehn Werken.

Steigende Energiekosten durch CO₂-Preise belasten KMU überproportional, da sie weniger Verhandlungsmacht bei Energielieferanten haben. Lieferkettenunterbrechungen, verursacht durch Extremwetter bei Zulieferern, können schnell existenzbedrohend werden, wenn alternative Bezugsquellen fehlen oder nur zu deutlich höheren Kosten verfügbar sind.

Warum sind KMU besonders von Klimarisiken betroffen?

Die strukturellen Eigenschaften von KMU machen sie zu besonders verletzlichen Akteuren in der Klimakrise. Im Gegensatz zu Großunternehmen verfügen sie über begrenzte finanzielle Puffer für notwendige Anpassungsmaßnahmen. Während ein DAX-Konzern problemlos mehrere Millionen Euro in Klimaresilienz investieren kann, muss ein mittelständischer Betrieb jeden Euro zweimal umdrehen.

Die höhere Abhängigkeit von regionalen Lieferketten verstärkt dieses Problem. KMU arbeiten oft mit lokalen Zulieferern zusammen, was bei normalen Marktbedingungen Vorteile bringt, aber in Krisenzeiten zum Nachteil wird. Wenn ein regionaler Lieferant durch Extremwetter ausfällt, haben KMU weniger Möglichkeiten, kurzfristig auf alternative Quellen auszuweichen.

Besonders gravierend ist der Mangel an Ressourcen für eine systematische Risikoanalyse und professionelles Risikomanagement. Während Großunternehmen eigene Abteilungen für Klimarisiken unterhalten, müssen KMU-Geschäftsführer diese Aufgabe oft nebenbei bewältigen - ohne entsprechende Fachkenntnisse und ohne ausreichend Zeit für eine gründliche Analyse.

Die direktere Betroffenheit durch neue Regulierung verstärkt den Druck zusätzlich. Das Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) und das EU-Lieferkettengesetz ab 2025 werden auch KMU treffen, die in die Lieferketten größerer Unternehmen eingebunden sind. Sie müssen dann Nachweise über ihre Klimaauswirkungen erbringen, ohne über die entsprechenden Managementsysteme zu verfügen.

Physische Klimarisiken für den Mittelstand

Die unmittelbaren Auswirkungen des Klimawandels treffen deutsche KMU mit zunehmender Häufigkeit und Intensität. Überschwemmungen und Hochwasserereignisse stellen dabei das größte Einzelrisiko dar. Die Schäden des Juli-Hochwassers 2021 in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz verdeutlichten dramatisch, wie schnell komplette Betriebsstätten vernichtet werden können.

Überschwemmungen und Hochwasser verursachen nicht nur direkte Schäden an Gebäuden und Maschinen, sondern führen oft zu monatelangen Betriebsunterbrechungen. Ein Metallverarbeitungsbetrieb im Ahrtal benötigte über ein Jahr, um seine Produktion wieder vollständig aufzunehmen. Die Kosten beliefen sich auf das Dreifache der ursprünglichen Versicherungssumme, da moderne Produktionsanlagen deutlich teurer geworden waren.

Hitzeperioden bringen andere, oft unterschätzte Risiken mit sich. IT-Systeme fallen bei Temperaturen über 35 Grad häufiger aus, was in einer digitalisierten Wirtschaft schnell zu erheblichen Störungen führt. Die reduzierte Arbeitsproduktivität in nicht klimatisierten Produktionshallen kann während einer mehrtägigen Hitzewelle zu Umsatzeinbußen von 10-20% führen. Gleichzeitig steigen die Energiekosten für Kühlung exponentiell an.

Auf dem Dach eines modernen Industriegebäudes sind mehrere Solarpaneele installiert, die zur nachhaltigen Energieerzeugung beitragen. Diese Maßnahme ist ein Teil der Unternehmensstrategie zur Anpassung an die Herausforderungen des Klimawandels und zur Minimierung von Klimarisiken.

Stürme und Hagel bedrohen besonders Unternehmen mit großen Außenanlagen. Logistikunternehmen mit Fahrzeugflotten, Baumärkte mit Außenlagern oder Solartechnikanbieter mit Freiflächenanlagen müssen mit regelmäßigen Schäden rechnen. Die Versicherungsprämien steigen entsprechend, was die Betriebskosten dauerhaft erhöht.

Dürre und Trockenperioden treffen nicht nur die Landwirtschaft direkt, sondern beeinträchtigen auch ihre nachgelagerten Branchen. Brauereien und Lebensmittelhersteller spüren die Auswirkungen durch höhere Rohstoffpreise und Qualitätsprobleme. Produzierende Betriebe, die auf Flusswasser für ihre Kühlung angewiesen sind, müssen bei niedrigen Wasserständen ihre Produktion drosseln oder teure Alternativen finden.

Transitorische Risiken durch den Klimawandel

Neben den direkten physischen Gefahren entstehen für KMU zunehmend Risiken durch den gesellschaftlichen und politischen Wandel hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft. Diese Transformationsrisiken können langfristig noch gravierendere Auswirkungen haben als Extremwetterereignisse.

Die CO₂-Bepreisung durch das nationale Emissionshandelssystem (nEHS) seit 2021 verteuert fossile Brennstoffe kontinuierlich. Für einen mittelständischen Betrieb mit hohem Gasverbrauch bedeuten die aktuell 30 Euro pro Tonne CO₂ bereits spürbare Mehrkosten. Bis 2027 soll der Preis auf 55-65 Euro steigen, was die Kostenbasis vieler KMU fundamental verändern wird.

Regulatorische Änderungen durch die EU-Taxonomie und die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) schaffen neue Berichtspflichten. Ab 2025 müssen KMU mit mehr als 250 Mitarbeitern oder 40 Millionen Euro Umsatz detailliert über ihre Klimaauswirkungen berichten. Dies erfordert neue Prozesse, Software und oft externe Beratung - ein erheblicher Kostenfaktor für den Mittelstand.

Der Technologiewandel zwingt viele KMU zu Investitionen in emissionsarme Technologien, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Ein Zulieferer der Automobilindustrie muss seine Produktionsprozesse umstellen, um den verschärften Nachhaltigkeitsanforderungen seiner Kunden zu entsprechen. Diese Investitionen amortisieren sich oft erst über Jahre hinweg.

Veränderte Marktanforderungen zeigen sich in den Ausschreibungen großer Kunden, die zunehmend Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen. Ein Handwerksbetrieb kann öffentliche Aufträge verlieren, wenn er keine Klimaziele vorweisen kann. Banken prüfen bei der Kreditvergabe verstärkt Klimarisiken, was die Finanzierungskosten beeinflussen kann.

Klimarisikoanalyse als strategisches Instrument

Eine systematische Klimarisikoanalyse hilft KMU dabei, Risiken frühzeitig zu erkennen und Chancen zu nutzen. Sie ist kein akademisches Projekt, sondern ein praktisches Managementinstrument, das auf bewährten Rahmenwerken wie der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) und der EU-Taxonomie aufbaut.

Die Anwendung dieser anerkannten Standards muss jedoch an die spezifischen Bedürfnisse und begrenzten Ressourcen von KMU angepasst werden. Während Großunternehmen komplexe Klimamodelle einsetzen können, brauchen KMU pragmatische Lösungen, die sich in bestehende Risikomanagement-Prozesse integrieren lassen.

Das Ziel ist die Entwicklung konkreter Handlungsempfehlungen und Anpassungsmaßnahmen, die das Unternehmen widerstandsfähiger machen. Eine Klimarisikoanalyse für KMU sollte daher immer ergebnisorientiert sein und direkt umsetzbare Maßnahmen identifizieren.

In einem Konferenzraum sitzen mehrere Geschäftsmenschen um einen Tisch, auf dem Nachhaltigkeitsberichte und Grafiken ausgebreitet sind. Die Diskussion dreht sich um die klimarisikoanalyse und die Herausforderungen des Klimawandels, die Unternehmen, insbesondere KMU, betreffen.

Die Integration in bestehende Prozesse ist entscheidend für den Erfolg. Anstatt ein völlig neues System aufzubauen, sollten KMU ihre bewährten Risikomanagement-Verfahren um Klimaaspekte erweitern. Dies reduziert den Aufwand und erhöht die Akzeptanz im Unternehmen.

Praktisches Vorgehen bei der Klimarisikoanalyse

Eine strukturierte Herangehensweise in vier Schritten hilft KMU dabei, ihre Klimarisiken systematisch zu erfassen und zu bewerten.

Schritt 1: Bestandsaufnahme der aktuellen Klimaexposition beginnt mit einer detaillierten Analyse aller Unternehmensstandorte. Welche Standorte liegen in hochwassergefährdeten Gebieten? Wie häufig treten bereits heute Hitzewellen auf? Diese Informationen lassen sich über öffentlich verfügbare Klimadaten und regionale Gefährdungskarten ermitteln.

Schritt 2: Bewertung der Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit erfordert die Betrachtung verschiedener Klimaszenarien bis 2030 und 2050. Ein Unternehmen muss verstehen, wie sich veränderte Niederschlagsmuster auf seine Lieferkette auswirken oder welche Folgen häufigere Hitzewellen für die Produktivität haben. Dabei helfen standardisierte Klimaszenarien des Weltklimarats (IPCC).

Schritt 3: Priorisierung der Risiken erfolgt anhand von Eintrittswahrscheinlichkeit und finanziellen Auswirkungen. Ein Hochwasserrisiko mit geringer Wahrscheinlichkeit, aber existenzbedrohenden Folgen, erhält eine andere Priorität als jährlich wiederkehrende Hitzeperioden mit moderaten Auswirkungen.

Schritt 4: Entwicklung und Umsetzung von Anpassungs- und Minderungsmaßnahmen mündet in einen konkreten Aktionsplan. Dieser kann vom Bau von Hochwasserschutz über die Installation von Klimaanlagen bis hin zur Diversifizierung der Lieferkette reichen.

Chancen aus Klimarisiken für KMU

Die Auseinandersetzung mit Klimarisiken eröffnet KMU gleichzeitig erhebliche Geschäftschancen. Unternehmen, die frühzeitig handeln, können sich Wettbewerbsvorteile sichern und neue Märkte erschließen.

Die Entwicklung klimaresilienter Geschäftsmodelle wird zum entscheidenden Differenzierungsfaktor. Ein Bauunternehmen, das sich auf hochwasserangepasstes Bauen spezialisiert, erschließt einen wachsenden Markt. Ein IT-Dienstleister, der energieeffiziente Rechenzentren betreibt, kann mit niedrigeren Betriebskosten konkurrieren.

Neue Marktchancen entstehen durch die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen. Der Markt für Gebäudedämmung, erneuerbare Energien und Elektromobilität wächst kontinuierlich. KMU können hier von ihrer Flexibilität und Kundennähe profitieren, um innovative Lösungen schneller zu entwickeln als Großunternehmen.

Verbesserte Finanzierungskonditionen ergeben sich durch transparente Klimarisikoberichterstattung. Banken und Investoren bevorzugen zunehmend Unternehmen mit niedrigen Klimarisiken. Die KfW und andere öffentliche Institutionen bieten spezielle Förderprogramme für klimafreundliche Investitionen, die KMU nutzen können.

Die Stärkung der Kundenbeziehungen durch proaktives Nachhaltigkeitsmanagement zahlt sich langfristig aus. Kunden entwickeln eine stärkere Bindung zu Unternehmen, die Verantwortung für ihre Umweltauswirkungen übernehmen. Dies gilt besonders im B2B-Bereich, wo Nachhaltigkeit zunehmend ein Auswahlkriterium wird.

Regulatorische Anforderungen für KMU

Der regulatorische Rahmen für Klimarisiken entwickelt sich schnell weiter und erfasst zunehmend auch KMU. Die wichtigsten Entwicklungen sollten Unternehmen frühzeitig auf dem Radar haben.

Die CSRD-Berichtspflicht ab 2025 verpflichtet KMU mit mehr als 250 Mitarbeitern oder 40 Millionen Euro Umsatz zur detaillierten Nachhaltigkeitsberichterstattung nach den European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Dies betrifft schätzungsweise 15.000 Unternehmen in Deutschland, die bisher nicht berichtspflichtig waren.

Das EU-Lieferkettengesetz stellt ab 2025 Anforderungen an die Klimarisikoanalyse in der gesamten Lieferkette. Auch KMU, die als Zulieferer für große Unternehmen tätig sind, müssen dann entsprechende Nachweise erbringen. Dies kann den Zugang zu lukrativen Aufträgen beeinflussen.

Die Nationale Anpassungsstrategie der Bundesregierung formuliert Erwartungen an Unternehmen zur eigenständigen Klimarisikobewertung. Obwohl nicht rechtlich bindend, signalisiert sie die politische Richtung und kann Grundlage für künftige Regulierung werden.

Die Bankaufsicht durch die BaFin stellt seit 2022 erhöhte Anforderungen an klimabezogene Finanzrisiken. Banken müssen Klimarisiken in ihrer Kreditvergabe berücksichtigen, was sich auf die Finanzierungsbedingungen für KMU auswirken kann.

Das Bild zeigt moderne Bürogebäude, die von Windkraftanlagen umgeben sind, was auf eine nachhaltige Unternehmensstrategie hinweist. Diese Architektur symbolisiert die Chancen und Herausforderungen, die der Klimawandel und die damit verbundenen klimarisiken für Unternehmen, insbesondere für KMU, mit sich bringen.

Praktische Unterstützung für KMU

KMU müssen die Herausforderung des Klimarisikomanagements nicht alleine bewältigen. Eine Vielzahl von Unterstützungsangeboten hilft dabei, den Einstieg zu finden und Kosten zu reduzieren.

Förderprogramme des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) unterstützen Investitionen in Energieeffizienz und Klimaschutzmaßnahmen mit Zuschüssen von bis zu 40%. Die KfW bietet zinsgünstige Kredite für Klimaanpassungsmaßnahmen und energetische Sanierungen.

Spezialisierte Beratungsangebote für Klimarisikoanalysen werden von einer wachsenden Zahl externer Berater angeboten. Viele Unternehmensberatungen haben spezielle KMU-Programme entwickelt, die kostengünstige Einstiegsanalysen ermöglichen. Die Investition in eine professionelle Erstberatung amortisiert sich oft schnell durch die Identifikation von Einsparpotenzialen.

Brancheninitiativen und Klimaschutz-Netzwerke bieten wertvollen Erfahrungsaustausch zwischen KMU. Die Industrie- und Handelskammern organisieren regelmäßig Informationsveranstaltungen und Workshops. Branchenverbände entwickeln spezifische Leitfäden für ihre Mitglieder.

Digitale Tools und Software-Lösungen vereinfachen die Klimarisikoanalyse und das anschließende Monitoring erheblich. Mehrere Anbieter haben speziell für KMU entwickelte Plattformen im Angebot, die ohne tiefe Fachkenntnisse bedient werden können. Diese Tools automatisieren große Teile der Datenerfassung und -auswertung.

Software-Lösungen für automatisiertes Klimarisikomanagement

Die manuelle Erfassung und Bewertung von Klimarisiken überfordert viele KMU schnell. Wer bereits einmal versucht hat, Emissionsdaten aus verschiedenen Rechnungen und Belegen zusammenzutragen, kennt das Problem: Excel-Listen werden unübersichtlich, Datenquellen sind inkonsistent, und die Aktualität lässt nach wenigen Monaten nach. Gerade wenn zusätzlich zu den reinen CO₂-Daten auch physische Klimarisiken wie Hochwasser- oder Hitzegefährdung bewertet werden sollen, stößt die manuelle Herangehensweise an ihre Grenzen.

Moderne CO₂-Bilanzierungssoftware hat sich deshalb von reinen Berechnungstools zu integrierten Klimarisiko-Plattformen weiterentwickelt. Der entscheidende Unterschied liegt in der Automatisierung: Anstatt Daten mühsam aus verschiedenen Quellen zusammenzusuchen, verbinden sich diese Plattformen direkt mit den bestehenden Unternehmenssystemen. Das spart nicht nur Zeit, sondern reduziert auch Fehlerquellen erheblich.

Multiplye setzt dabei auf einen besonders pragmatischen Ansatz für KMU. Die Plattform nutzt die PSD2-Schnittstelle, um direkt auf Geschäftskontodaten zuzugreifen. Was technisch zunächst kompliziert klingt, bedeutet in der Praxis: Die CO₂-Bilanzierung erfolgt weitgehend automatisch, indem Transaktionen analysiert und den entsprechenden Emissionskategorien zugeordnet werden. Ein Handwerksbetrieb, der Treibstoff tankt, muss die Belege nicht mehr manuell erfassen – die Software erkennt die Transaktion und berechnet die zugehörigen Emissionen automatisch.

Interessanterweise geht der Funktionsumfang moderner Plattformen deutlich über die reine Emissionsberechnung hinaus. Die Integration von Klimaszenarien und Risikobewertungen ermöglicht es KMU, physische Klimarisiken für ihre Standorte systematisch zu erfassen. Statt sich durch komplexe IPCC-Berichte und regionale Gefährdungskarten zu arbeiten, liefert die Software konkrete Risikoeinschätzungen für den eigenen Standort – inklusive prognostizierter Entwicklung über die nächsten Jahrzehnte.

Die Kombination aus automatisiertem CO₂-Reporting und Klimarisikoanalyse hat einen praktischen Vorteil: Unternehmen können transitorische und physische Risiken in einem System erfassen. Wenn die VMSE-Berichte kommen müssen, haben sie bereits die notwendige Datenbasis aufgebaut. Spätestens wenn große Kunden oder Banken nach ESG-Daten fragen, zahlt sich die frühzeitige Automatisierung aus.

Für Nachhaltigkeitsmanager in KMU bedeutet das eine deutliche Entlastung. Anstatt Daten aus verschiedenen Abteilungen zusammenzutragen und in Excel-Listen zu pflegen, können sie sich auf die strategische Interpretation der Ergebnisse konzentrieren. Welche Risiken sind prioritär? Welche Anpassungsmaßnahmen sind wirtschaftlich sinnvoll? Wo ergeben sich Chancen durch proaktives Handeln?

Tatsächlich zeigt sich in der Praxis: Die Hürde liegt weniger in der Technik als in der Entscheidung, überhaupt zu starten. Die meisten KMU benötigen keine IT-Abteilung, um solche Systeme zu implementieren. Moderne Cloud-Lösungen funktionieren browserbasiert und erfordern keine lokale Installation. Die Anbindung ans Geschäftskonto erfolgt mit denselben Sicherheitsstandards wie beim Online-Banking.

Die Integration in bestehende Prozesse ist dabei bewusst niedrigschwellig gestaltet. Ein typischer Onboarding-Prozess dauert wenige Tage statt Monate, und die ersten Klimarisiko-Einschätzungen liegen binnen einer Woche vor. Für Geschäftsführer, die befürchten, externe Berater engagieren zu müssen, ist das eine attraktive Alternative: Eigenständigkeit statt Abhängigkeit, kontinuierliche Updates statt punktueller Beratung.

Die Investition in eine solche Software-Lösung amortisiert sich typischerweise schnell. Allein die eingesparte Zeit für manuelle Datenerfassung und -pflege rechtfertigt den Einsatz. Hinzu kommen die vermiedenen Kosten für externe Klimarisikoanalysen und die verbesserte Qualität der Daten, die bei Audits oder Kreditanfragen vorgelegt werden müssen. Wer seine CO₂-Daten vom Steuerberater ohnehin jährlich aufbereiten lässt, kann durch Automatisierung auf eine kontinuierliche Überwachung umstellen.

Besonders relevant wird die Software-Unterstützung, wenn KMU ihre ersten Klimabilanzen erstellen. Die häufigsten Fehler – unvollständige Datenerfassung, inkonsistente Berechnungsmethoden, fehlende Dokumentation – werden durch standardisierte Prozesse weitgehend vermieden. Die Software stellt sicher, dass alle relevanten Scope-1-bis-3-Emissionen erfasst werden und die Berechnungen den gängigen Standards entsprechen.

Für KMU, die sich fragen, ob sie mit Excel oder professioneller Software arbeiten sollten, lautet die Antwort zunehmend eindeutig: Sobald die Klimarisikoanalyse über eine einmalige Übung hinausgeht und regelmäßig aktualisiert werden muss, rechtfertigt sich der Umstieg. Die Zeit, die Mitarbeiter mit manueller Datenpflege verbringen, lässt sich produktiver nutzen – für die Entwicklung von Reduktionsmaßnahmen oder die Kommunikation mit Stakeholdern.

Erfolgsfaktoren für KMU im Klimarisikomanagement

Der Erfolg im Klimarisikomanagement hängt von einigen wenigen, aber entscheidenden Faktoren ab. KMU, die diese beachten, können ihre Widerstandsfähigkeit erheblich steigern.

Die frühe Integration von Klimarisiken in die Unternehmensstrategie ist der wichtigste Erfolgsfaktor. Unternehmen, die Klimarisiken als strategisches Thema behandeln, sind besser vorbereitet als solche, die es als reine Compliance-Aufgabe betrachten. Dies bedeutet, dass die Geschäftsführung das Thema zur Chefsache macht und regelmäßig auf die Agenda setzt.

Der Aufbau interner Kompetenzen durch gezielte Schulungen und Weiterbildung zahlt sich langfristig aus. Anstatt alle Aufgaben extern zu vergeben, sollten KMU mindestens einen Mitarbeiter zum internen Klimarisiko-Experten entwickeln. Dies reduziert die Beratungskosten und verbessert das Verständnis für klimabezogene Zusammenhänge im Unternehmen.

Kooperation mit Partnern und Lieferanten zur gemeinsamen Risikominderung verstärkt die Wirkung einzelner Maßnahmen. Ein Logistikunternehmen kann mit seinen Kunden alternative Lieferwege für Extremwettersituationen vereinbaren. Ein produzierender Betrieb kann mit seinen Zulieferern Notfallpläne entwickeln.

Die regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Klimarisikostrategie stellt sicher, dass die Maßnahmen aktuell bleiben. Klimarisiken ändern sich mit fortschreitendem Klimawandel und neuer Regulierung. Was heute ausreichend ist, kann in fünf Jahren unzureichend sein.

Entscheidend ist auch die Kommunikation der Klimaschutzanstrengungen gegenüber Kunden, Lieferanten und Finanzpartnern. Unternehmen, die ihre Fortschritte transparent kommunizieren, profitieren von Reputationsvorteilen und stärken ihre Geschäftsbeziehungen.

Fazit: Klimarisiko als Chance begreifen

Das Thema Klimarisiko entwickelt sich für KMU von einer fernen Bedrohung zu einer unmittelbaren Geschäftsrealität. Die Flutkatastrophe 2021, steigende CO₂-Preise und neue Berichtspflichten machen deutlich: Klimarisiken sind bereits heute ein wesentlicher Geschäftsfaktor.

Gleichzeitig bietet die proaktive Auseinandersetzung mit Klimarisiken erhebliche Chancen. Unternehmen, die frühzeitig handeln, können sich Wettbewerbsvorteile sichern, neue Märkte erschließen und ihre Finanzierungskosten senken. Die Notwendigkeit zum Handeln wird sich in den kommenden Jahren nur verstärken - durch verschärfte Regulierung, häufigere Extremwetterereignisse und veränderte Kundenanforderungen.

Für KMU liegt der Schlüssel zum Erfolg in einem pragmatischen, schrittweisen Vorgehen. Anstatt perfekte Lösungen zu suchen, sollten sie mit einfachen Maßnahmen beginnen und diese kontinuierlich ausbauen. Die verfügbaren Unterstützungsangebote - von Förderprogrammen über Beratungsleistungen bis hin zu digitalen Tools - reduzieren die Hürden erheblich.

Klimarisikomanagement ist keine Belastung, sondern eine Investition in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. KMU, die dies verstehen und entsprechend handeln, werden die Gewinner der Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft sein.

Johannes Fiegenbaum
Johannes Fiegenbaum Strategy & Sustainability Advisor, multiplye.ai Mehr über mich

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