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Nachhaltigkeit ist in der Finanzbranche keine Option mehr, sondern Pflicht. Seit Januar 2025 bewerten Banken in Deutschland Kreditanträge von KMU verstärkt anhand von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance). Unternehmen mit transparenten Nachhaltigkeitsdaten profitieren von besseren Konditionen bei der Finanzierung, während unvollständige Informationen zu schlechteren Ratings führen.
Der Begriff ESG steht für Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung). Banken und die Sparkassen Finanzgruppe nutzen diese ESG-Kriterien, um die Nachhaltigkeit von Unternehmen zu bewerten. Das Scoring basiert auf verschiedenen Indikatoren, die Risiken und Chancen messen.
Bei der Bewertung spielen zahlreiche Aspekte eine Rolle: von Treibhausgasemissionen über das Verhalten gegenüber Mitarbeitern bis zur Transparenz in der Unternehmensführung. Ratingagenturen wie ISS ESG, Sustainalytics und andere Partner entwickeln spezifische Modelle für unterschiedliche Branchen. Ein guter Score signalisiert Kunden, Investoren und Finanzinstituten, dass ein Unternehmen Nachhaltigkeitsrisiken ernst nimmt.
Die Sparkassen Finanzgruppe zählt zu den Vorreitern bei der Integration von ESG in Deutschland. Viele Sparkassen haben eigene Systeme entwickelt, um die Nachhaltigkeitsleistung zu bewerten. Bei der Auswahl einer Bank sollten Unternehmen auf Expertise bei Ratings, transparente Informationen zu Nachhaltigkeitszielen und Erfahrung mit grüner Finanzierung achten.
Ein Score wird meist in Buchstaben (AAA bis CCC) oder Zahlen (0-100) ausgedrückt. Das Ergebnis hängt vom Scoring-System ab. Bei ISS ESG bedeutet C+ oder besser eine durchschnittliche Performance. Für die Kreditvergabe bedeutet ein guter Score niedrigere Zinsen, besseren Zugang zu Kapital und geringere Risiken bei der Bonitätsprüfung. Ein schlechter Status im ESG-Bereich führt zu höheren Kosten, da Banken größere Nachhaltigkeitsrisiken einpreisen.
Das Rating bewertet, wie nachhaltig die Bank selbst arbeitet. Ratingagenturen prüfen Umwelt-Aspekte (Treibhausgasemissionen, Energie, Finanzierung erneuerbarer Projekte), Soziales (Arbeitsbedingungen, Vielfalt, Einfluss auf die Gesellschaft) und Governance (Transparenz, Compliance). Für Unternehmen ist das Rating ihrer Bank relevant, weil es zeigt, wie ernst die Finanzinstitution Nachhaltigkeit nimmt.
Die deutsche Bankenlandschaft durchläuft einen Wandel: ESG-Compliance ist Pflicht. Die EBA-Richtlinien schreiben vor, dass Banken ESG-Risiken systematisch in die Kreditvergabe einbinden müssen. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) überwacht diese Anforderungen streng.
Claudia Burch vom EZB-Aufsichtsgremium betont: "Klima- und Umweltrisiken stehen nun im Mittelpunkt der aufsichtlichen Bewertungen." Die Finanzaufsicht fordert von Banken den Nachweis angemessener Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken.
Das regulatorische Rahmenwerk der Europäischen Union umfasst mehrere zentrale Vorschriften:
Der SME Sustainable Finance Standard erleichtert KMU den Zugang zu nachhaltiger Finanzierung. Er bietet klare Kriterien für grüne Kredite und schafft Transparenz für die Entwicklung in allen Branchen.
Unternehmen mit unvollständigen Daten riskieren finanzielle Nachteile. Banken reagieren mit schlechteren Bewertungen oder höheren Risikoaufschlägen beim Scoring. Dr. Denise Ott, Berater bei EurA, betont: "Die ESG-Performance wird zum zentralen Faktor im Finanz-Scoring."
Die Transformation zur Klimaneutralität bis 2045 erfordert massive Investitionen: rund 5 Billionen Euro. Eine Studie zeigt: 71 % der Klimaschutzinvestitionen werden aus Eigenmitteln finanziert, nur 12 % über Kredite. Falls keine geeigneten Daten vorliegen, nutzen Banken Schätzungen, was oft zu konservativen Bewertungen durch Ratings führt.
Die systematische Erfassung von Treibhausgasemissionen wird immer wichtiger. Eine präzise Bilanzierung kann zu besseren Konditionen bei Banken führen. Die EZB betont: "Weniger Berichtspflichten bedeuten weniger robuste Daten – und damit steigende Risiken für Investoren, Banken und die Finanzaufsicht."
Das Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol) ist die Grundlage für die Erfassung von Emissionen. Es teilt diese in drei Kategorien: Scope 1 (direkte), Scope 2 (indirekte aus Energie) und Scope 3 (alle anderen indirekten).
Für KMU in Deutschland ist der Voluntary Sustainability Reporting Standard for SMEs (VSME) besonders relevant. Dieser EU-Standard richtet sich an kleinere Betriebe, die nicht unter die verpflichtende CSRD-Berichterstattung fallen. Der VSME umfasst 140 Datenpunkte in zwei Modulen. KMU müssen sich nur mit 11 Offenlegungsthemen befassen – im Vergleich zu über 80 bei den ESRS.
Die CSRD verpflichtet größere Unternehmen zur umfassenden Offenlegung. Hinzu kommen Aspekte wie klimabezogene Risiken und detaillierte Informationen zum Energieverbrauch.
Die Implementierung beginnt mit der Datenerfassung. Moderne Lösungen automatisieren diesen Prozess, erfassen Daten aus verschiedenen Bereichen und kategorisieren Emissionen nach gängigen Standards. Ein systematisches Modell sollte umfassen:
Berater empfehlen externe Audits zur Qualitätssicherung. Dies erhöht das Vertrauen von Banken und verbessert die Position bei der Kreditvergabe. Die Arbeit an einer soliden Datenbasis zahlt sich vor allem bei großen Investitionen aus.
ESG-Ratings bewerten die Nachhaltigkeitsleistung anhand verschiedener Kriterien. Die wichtigsten Ratingagenturen nutzen unterschiedliche Methoden und Indikatoren.
ISS ESG bewertet über 10.000 Unternehmen weltweit. Das Scoring basiert auf branchenspezifischen Indikatoren und vergibt Noten von A+ bis D-. Sustainalytics nutzt ein anderes System: null steht für niedrigstes Risiko, höhere Werte signalisieren größere Nachhaltigkeitsrisiken. Weitere relevante Agenturen sind MSCI ESG Ratings, Refinitiv und CDP.
Banken integrieren ESG-Scores zunehmend in ihre Risikobewertung. Ein gutes Rating führt zu günstigeren Zinsen, ein schlechter Score zu höheren Kosten. Die Sparkassen haben eigene Systeme entwickelt, die auf standardisierten Indikatoren basieren.
Bei der Bewertung berücksichtigen Banken: Umwelt (Treibhausgasemissionen, Ressourceneffizienz), Soziales (Arbeitsbedingungen, Vielfalt) und Governance (Transparenz, Compliance). Die Transformation wird nicht nur als Risiko, sondern auch als Chance bewertet.
Ein praktisches Beispiel: Ein mittelständischer Betrieb konnte durch Verbesserung seines Scores die Zinsen um 0,5 Prozentpunkte senken. Bei einer Finanzierung von 5 Millionen Euro über zehn Jahre bedeutet dies Einsparungen von über 250.000 Euro.
Die Verbesserung der ESG-Performance erfordert systematisches Vorgehen mit kurzfristigen Quick Wins und langfristigen Projekten.
Einige Maßnahmen lassen sich schnell umsetzen:
Energie-Effizienz: LED-Beleuchtung oder Optimierung von Heizungsanlagen senkt Kosten und Treibhausgasemissionen. Das SRH Zentralklinikum Suhl reduzierte durch LED-Umrüstung den Stromverbrauch um die Hälfte – 150.000 Kilowattstunden jährlich.
Erneuerbare Energie: N-Tec aus Leverkusen investierte in eine 98-kWp-Solaranlage, die 33 % des Energiebedarfs deckt und jährlich 10.000 Euro einspart.
Digitalisierung: Papierlose Prozesse reduzieren Ressourcenverbrauch und erhöhen Effizienz.
Neben schnellen Maßnahmen braucht es eine umfassende Strategie für alle ESG-Bereiche:
Environment: Entwicklung einer Klimastrategie mit konkreten Zielen zur Reduktion von Emissionen. Die Einbindung in die EU-Taxonomie kann zusätzliche Chancen bei der Finanzierung eröffnen.
Social: Förderung von Vielfalt, faire Arbeitsbedingungen und gesellschaftliches Engagement. Dies verbessert nicht nur den Score, sondern auch die Attraktivität als Arbeitgeber.
Governance: Transparente Berichterstattung und klare Compliance-Strukturen. Die Gesellschaft und die Wirtschaft fordern zunehmend Transparenz. Unternehmen, die proaktiv handeln, genießen mehr Vertrauen bei Banken, Investoren und Kunden.
Effektives ESG-Management erfordert kontinuierliches Monitoring. Thomas Keßeler vom 1. FC Köln beschreibt die Vorteile: "Software bietet uns ein strukturiertes Strategie- und Datentool und liefert enorme Zeit- und Kosteneffizienz im komplexen Bereich Nachhaltigkeitsmanagement."
Die Bedeutung von ESG in der Finanzierung wird weiter zunehmen. Aktuelle Entwicklungen zeigen, dass Banken ihre Standards kontinuierlich verschärfen.
Standardisierung: Die EU arbeitet an einheitlichen Standards für Ratings. Dies soll Vergleichbarkeit verbessern und Greenwashing verhindern.
Digitalisierung: KI und Big Data ermöglichen präzisere Analysen von Risiken. Dies führt zu faireren Konditionen für Unternehmen mit guter Performance.
Scope-3-Fokus: Die Bewertung indirekter Emissionen in der Lieferkette wird wichtiger.
Grüne Finanzprodukte: Das Angebot wächst kontinuierlich. 2023 stieg das Volumen grüner Kredite um 30 %.
Unternehmen, die ESG ernst nehmen, profitieren mehrfach: günstigere Finanzierung, besserer Marktzugang, Risikominimierung und Wertsteigerung. Benjamin Lüders von EY Consulting fasst zusammen: "Ein gut strukturiertes ESG-Risikomanagement schafft neue Werte für alle Stakeholder und steigert den Unternehmenswert."
Die ESG-Performance hat direkten Einfluss auf die Kreditwürdigkeit. Bereits 60 % der KMU müssen Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllen. Das Volumen grüner Kredite stieg 2023 um 30 %. ESG ist der Schlüssel zu günstigeren Finanzierungsmöglichkeiten.
Ein systematisches Vorgehen beginnt mit einer gründlichen Analyse. Digitale Lösungen automatisieren Prozesse effizient. Für KMU bietet der VSME einen praktikablen Rahmen. Unternehmen können so ihren Status transparent dokumentieren.
Investitionen in Energie-Effizienz amortisieren sich oft innerhalb weniger Jahre. Unternehmen, die VSME-Berichterstattung nutzen, berichten von bis zu 15 % Einsparungen bei Energiekosten im ersten Jahr.
Wer heute in ESG-Compliance investiert, sichert sich bessere Konditionen und stärkt die Position als verlässlicher Partner in der Wirtschaft. Die Chancen überwiegen die Risiken – vor allem für Unternehmen, die frühzeitig handeln.
KMU haben mehrere Möglichkeiten: Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen wie energieeffizienter Prozesse, Nutzung von ESG-Berichtsstandards und digitalen Tools zur systematischen Datenerfassung. Da Banken bei der Kreditvergabe zunehmend Wert auf belegbare Kriterien legen, ist dies entscheidend für bessere Konditionen.
Ratingagenturen wie ISS ESG, Sustainalytics oder MSCI bewerten die Nachhaltigkeitsleistung anhand standardisierter Indikatoren. Sie prüfen Bereiche wie Umwelt, Soziales und Governance. Die Bewertungsmethoden unterscheiden sich zwischen den Agenturen. Ein gutes Rating öffnet Türen zu günstigerer Finanzierung.
Digitale Lösungen automatisieren die Erfassung von Treibhausgasemissionen und erstellen Berichte nach anerkannten Standards. Der Vorteil liegt in Zeitersparnis und reduzierter Fehleranfälligkeit. Die Software erstellt Berichte, die den Anforderungen der BaFin, der EU und verschiedener Ratingagenturen entsprechen.
Unternehmen riskieren mehrere negative Konsequenzen: Bußgelder bei Verstößen gegen Berichtspflichten, Ausschluss von öffentlichen Ausschreibungen und schlechtere Bonitätsbewertung. Die Finanzaufsicht verschärft Kontrollen kontinuierlich. Um Risiken zu minimieren, ist eine durchdachte ESG-Strategie unerlässlich.