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ESG Kriterien in Unternehmen umsetzen: Ein Guide

Inhaltsverzeichnis
Was sind ESG-Kriterien?
Definition von ESG-Kriterien
Die Rolle der EU-Taxonomie
Bedeutung von ESG-Kriterien für Unternehmen
Schritt 1: Ermittlung der wesentlichen ESG-Themen und Einschätzungen von Interessengruppen
Schritt 2: Eine SWOT-Analyse der Themen mit hohem Wirkfaktor durchführen
Schritt 3: Die Detailarbeit
Schritt 4: Aufbau einer auf ESG ausgerichteten Governance-Struktur
Schritt 5. Die Rendite von Nachhaltigkeitsinvestitionen kontrollieren
ESG-Kriterien: Beispiel verantwortungsvolle Beschaffung
ESG-Kriterien: Beispiel Diversität und Teilhabe
Fazit

Was sind ESG-Kriterien?

ESG-Kriterien sind ein Begriff, der sich auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren bezieht, die bei der Bewertung von Unternehmen berücksichtigt werden. Diese Kriterien werden von Investoren und anderen Interessengruppen verwendet, um die Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung von Unternehmen zu bewerten.

Definition von ESG-Kriterien

Die Abkürzung „ESG“ steht für Environmental, Social und Governance oder auch Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Es ist ein Sammelbegriff, der sich auf verschiedene Maßnahmen und Faktoren bezieht, die den Umgang mit der Umwelt und den Ressourcen, die sozialen Arbeitsbedingungen und Menschenrechte sowie Governance-Faktoren wie die Unternehmensführung und die Offenlegung von Informationen für Unternehmen festlegen. Während das "E" der Abkürzung "ESG" mittlerweile durch europäische Gesetzgebung wie die CSRD oder CSDDD relativ klar definiert ist, um Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel voranzubringen, haben die Buchstaben "S" und "G" keine direkten regulatorischen Äquivalente. Dies ist gleichzeitig auch die Kritik an "ESG": Es ist nicht eindeutig definiert und birgt viel Interpretationsspielraum, entpsrechend unterscheiden sich die ESG-Scores aller Analysten.

Des weiteren werden bei der Offenlegung von ESG-Kennzahlen prozessorientierte Output-Kennzahlen verwendet, z. B. ob ein Unternehmen über eine Richtlinie zum Chemikalieneinsatz verfügt. Doch es besteht ein großer Unterschied zwischen einem Unternehmen, das eine Chemikalieneinsatzrichtlinie hat, und einem Unternehmen, das einen biobasierten Farbstoff herstellt, der den Abfall- und Wasserverbrauch (und die Kosten) reduziert und neue Absatzmöglichkeiten schafft.

Neuer EU-Regulierungsrahmen und Praxisrelevanz für KMU

Mit den jüngsten Anpassungen an der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und der Einführung der Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) hat sich das Nachhaltigkeitsmanagement für Unternehmen in ganz Europa spürbar verändert. Besonders für den deutschen Mittelstand ergeben sich daraus nicht nur neue Anforderungen, sondern auch erweiterte Gestaltungsspielräume: Die Berichtspflichten greifen künftig vor allem für größere Unternehmen. Dennoch spüren kleinere und mittlere Unternehmen die Auswirkungen zunehmend indirekt – etwa durch detaillierte ESG-Anfragen von Kunden oder Banken. Unternehmen, die frühzeitig transparente Nachhaltigkeitsinformationen bereitstellen, sichern sich eine stabile Marktposition und bleiben für Geschäftspartner attraktiv, selbst wenn keine unmittelbare gesetzliche Berichtspflicht besteht. Diese Entwicklung unterstreicht die wachsende Bedeutung von proaktiver Nachhaltigkeitskommunikation entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Die Rolle der EU-Taxonomie

Währenddessen versucht die EU Kommission mit der EU Taxonomie im Rahmen des Green Deal für Transparenz und Orientierung zu Sorgen. Die EU Taxonomie soll nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten einordnen, um Markttransparenz herzustellen und nachhaltige Investitionen fördern, die für den ökologischen Wandel am dringendsten benötigt werden. Ebenso sollen Investoren vor Greenwashing und Informationsasymmetrien geschützt werden.

Dabei stehen folgende sechs Umweltziele im Fokus:

  1. Klimaschutz
  2. Anpassung an den Klimawandel
  3. Nachhaltiger Einsatz und Gebrauch von Wasser oder Meeresressourcen
  4. Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft
  5. Vorbeugung oder Kontrolle von Umweltverschmutzung
  6. Schutz und Wiederherstellung von Biodiversität und Ökosystemen

Dazu folgen dann entsprechende delegierte Rechtsakte mit technischen Bewertungskriterien. Die CSRD als auch die SFDR (Sustainable Finance Disclosure Regulation) greifen wiederum auf die Klassifizierung der EU-Taxonomie zurück. Man könnte die EU-Taxonomie deshalb auch als grundlegende Sprachregelung zur ökologischen Nachhaltigkeit einordnen, mit der die EU, institutionelle Anleger und die Unternehmen in der EU ein einheitliches Nachhaltigkeitsvokabular bekommen.

VSME-Standard: Flexibler Einstieg für kleinere Unternehmen

Für Unternehmen, die von der CSRD ausgenommen sind, steht seit 2025 der Voluntary Sustainability Reporting Standard for SMEs (VSME) als praxisorientierte Grundlage zur Verfügung. Dieser Standard richtet sich explizit an kleine und mittlere Betriebe, die ohne komplexe Tool-Landschaften oder Beratungsaufwand auf steigende Informationsanfragen aus Lieferkette und Finanzwelt reagieren möchten. Das VSME-Modell ist modular aufgebaut: Unternehmen können mit grundlegenden Angaben zu Umwelt, Personal und Governance starten und nach Bedarf um weitere Themen erweitern. Die Anwendung des VSME-Standards hilft, den bürokratischen Aufwand zu minimieren, relevante ESG-Daten strukturiert vorzuhalten und so auch mittelfristig fit für geschäftskritische Anforderungen zu bleiben – von Lieferantenbewertungen bis hin zu Bankgesprächen. Nachhaltigkeitsberichterstattung wird damit zum KMU-tauglichen Mehrwert, statt zur lästigen Pflicht.

 

Bedeutung von ESG-Kriterien für Unternehmen

ESG-Kriterien sind für Unternehmen von großer Bedeutung. Sie tragen dazu bei, das Vertrauen von Investoren, Mitarbeitern, NGOs und anderen Interessengruppen zu gewinnen. Man spricht dabei auch von der "social licence to operate". Die meisten neueren Studien belegen eine Korrelation zwischen Nachhaltigkeit und finanzieller Leistung. Für viele Unternehmen können nicht-finanzielle Kennzahlen, wie CO2-Emissionen, Hunderte von Millionen Euro an nachhaltigkeitsbezogenen Einsparungen aufzeigen. Die Integration von Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie kann einen Wettbewerbsvorteil bringen, indem sie die betriebliche Effizienz, die Innovation, das Engagement der Mitarbeiter, die Robustheit der Lieferkette, die Risikominderung, die Umsatzsteigerung und andere strategische Geschäftsvorteile positiv beeinflusst.

Zum Beispiel weist eine Studie von Schröders einen positiven Zusammenhang zwischen Governance und Rendite nach und dabei explizit zwischen Arbeitssicherheit und Unternehmenserfolg. Denn Unternehmen, die für ihre Arbeitnehmer sicher sind, sind auch etwas "sicherer" - im Sinne von weniger volatil - für ihre Anteilseigner. In den letzten zehn Jahren wies ein Portfolio der besten 25 % der "sichersten" Unternehmen für Arbeitnehmer eine Volatilität von 15,9 % auf, während die unteren 25 % eine Volatilität von 17,3 % aufwiesen (Quelle: Schröders - Why might ESG factors increase returns?). Vorausschauendes Management an gefährlichen Arbeitsplätzen setzt auf leistungsfähige Arbeitssysteme statt auf traditionelles, kontrollorientiertes tayloristisches Denken. Hochwertige leistungsstarke Arbeitssysteme beruhen auf der Ermächtigung der Mitarbeiter und der Übertragung von Entscheidungsbefugnissen und zielen auf die Entwicklung engagierter und qualifizierter Mitarbeiter.

Eine weitere Studie von Morningstar, in der Moringnstar die eigenen Indizes über die Corona-Jahre 2021 und 2022 analysiert, (Morningstar Indexes' ESG Risk/Return Analysis Reveals Mixed Results for 2021, Good Five-Year Numbers, and Stellar Downside Protection) wird für Unternehmen mit positiver ESG-Bewertung eine höhere Widerstandfähigkeit ("superior downside protection") nachgewiesen. Im Fünfjahreszeitraum bis zum 31. Dezember 2021 erzielten 88 der 110 (80 %) Morningstar ESG-Indizes mit einer Fünfjahreshistorie Jahren auf diese Weise eine überdurchschnittliche Performance. Daraus schlußfolgert Morningstar, dass ESG-Risiken finanziell relevant und eine ESG Risikoanalyse zur Risikominderung beiträgt.

Doch wie bei allen anderen Geschäftsaktivitäten ist der Wettbewerbsvorteil durch Nachhaltigkeit das Ergebnis einer guten Strategie, einer guten Unternehmenskultur, guter Leistungskennzahlen und einer guten Umsetzung. Berichte sind der letzte Schritt, nicht der erste.

Wie kann ein Unternehmen also die Schwierigkeiten einer ESG-Berichterstattung vermeiden und eine solide Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln, die Ergebnisse liefert?

Schritt 1: Ermittlung der wesentlichen ESG-Themen und Einschätzungen von Interessengruppen.

Der erste Schritt besteht darin, den Blickwinkel zu erweitern und die wesentlichen ESG-Themen der eigenen Branche einzubeziehen. Ein Blick auf bestehende Standards, wie die des Sustainability Accounting Standards Board (SASB) oder der Global Reporting Initiative (GRI), liefert erste Anhaltspunkte. SASB sagt zum Beispiel, dass in der Konsumgüterindustrie Klima, Wasser und Arbeitspraktiken zu den 10 wichtigsten Themen gehören, die es zu berücksichtigen gilt. Wichtige Stakeholder wie Mitarbeiter, Investoren, Kunden, Aufsichtsbehörden und die Zivilgesellschaft sollten ebenfalls konsultiert werden, da ihre Erkenntnisse dazu beitragen können, Prioritäten zu ermitteln, auf die die Unternehmensführung nicht selbst kommt. Auf der Website von SASB lassen sich mit dem Materiality Finder auch Vorschläge für die eigene Branche finden. 

Die Ergebnisse daraus können in einer Wesentlichkeitsmatrix zusammengefasst werden, die hilft, Themen zu priorisieren, die sowohl für die Stakeholder als auch für das Unternehmen wichtig sind. Dies ist ein analoges Vorgehen zum Erstellen eines CSRD-Berichts. Die Wesentlichkeitsmatrix von Ford aus dem Sustainability Report 2023 sieht zum Beispiel wie folgt aus:

 

Schritt 2: Eine SWOT-Analyse der Themen mit hohem Wirkfaktor durchführen

Die SWOT-Analyse (Strengths, Weaknesses, Opportunities, Threats) der wirkmächtigen Themen wird euch helfen zu beurteilen, wie gut ihr derzeit aufgestellt seid, um eure Impact-Themen anzugehen. Je nach Unternehmensgröße fokussiert ihr euch auf die Themen mit hohem Wirkfaktor oder nehmt weitere Felder dazu.

Schritt 3: Die Detailarbeit

Dann folgt die Detailarbeit. Wenn z. B. Menschenrechte in der Lieferkette eine große Herausforderung darstellen, so wie bei Ford, müsst ihr verstehen, wo genau diese Risiken in der Lieferkette liegen, und mögliche Lösungen antizipieren. Bestenfalls definiert ihr einen zukünftigen Zustand, den ihr erreichen möchtet, und wie ihr dorthin gelangen könnt.

Wie bereits erwähnt, enthalten die meisten Reportingstandards prozessbasierte KPIs. Um einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen, solltet ihr ergebnis- und wirkungsorientierte KPIs entwickeln.

Nehmen wir zum Beispiel an, ihr möchtet Diversität und Teilhabe in eurem Unternehmen verbessern. Ihr könntet jemandem zum Diversity-Beuftragten ernennen, ein Input, sowie eine Richtlinie für Vielfalt, Gleichberechtigung und Teilhabe entwickeln, ein Output, und 50 Mitarbeiter darin schulen, ebenfalls ein Output. Die Ergebnisse sind das, was sich aus diesen Inputs ergibt: Zum Beispiel ein Anteil von 20 % weiblicher Manager oder 100 % Lohngleichheit. Um die Auswirkungen dieser Ergebnisse zu bewerten, müsst ihr festlegen, welcher Zielwert erreicht sein muss, damit es vielfältig und inklusiv ist und bessere Ergebnisse, wie z.B. eine höhere Produktivität und Kreativität, folgen. Organisatorische ESG-KPIs sollten mit der Geschäftsstrategie verknüpft sein und sowohl der Unternehmensleitung als auch den Angestellten Rechenschaft abverlangen.

Schritt 4: Aufbau einer auf ESG ausgerichteten Governance-Struktur

Aus Sicht der Governance ist die Führung in Form eines Nachhaltigkeitsausschusses, eines bereichsübergreifenden Nachhaltigkeitsausschusses auf Geschäftsführungsebene und bereichsübergreifender Ausschüsse auf Managementebene für die Umsetzung der Pläne von entscheidender Bedeutung, da die meisten ESG-Themen eben bereichsübergreifend sind.

Helfen kann auch ein Nachhaltigkeitsmanager, der bestenfalls an die Geschäftsführer berichtet und mit der Personalabteilung und dem Führungsteam eine Kultur der Nachhaltigkeit entwickelt. Weiterbildung, Nachhaltigkeitsausschuss, Fürsprecher in Abteilungen beschleunigen die Entwicklung. Der Nachhaltigkeitsbeauftragte sollte auch eng mit den Finanz-, Beschaffungs- und Marketing sowie den anderen wichtigen Geschäftsbereichen zusammenarbeiten, um sie beim Erreichen der ESG-KPIs mit den neuesten Werkzeugen, Daten und Trends zu unterstützen.

Schritt 5: Die Rendite von Nachhaltigkeitsinvestitionen kontrollieren

Um die Entscheidungsfindung zu verbessern und einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen, sollten Führungskräfte die finanziellen Erträge - sowohl die immateriellen (z. B. Risikominderung, Mitarbeiterengagement) als auch die materiellen (z. B. betriebliche Effizienz, Umsatz) - im Zusammenhang mit ihrer eingebetteten Nachhaltigkeitsstrategie erfassen.

Eine oft ungenutzte Chance ist zum Beispiel, dass in der Finanzabteilung die vermiedenen Kosten nicht erfasst werden. Ersparnisse durch eine eigene Photovoltaikanlage bleiben so unsichtbar. Gleiches kann für die Beschaffung von Rohstoffen durch eigene Sammlung gelten. Ein Beispiel ist Arkets "Revival Program". Gebrauchte Kleidung wird zurückgenommen, gereinigt, ggfs. repariert und wieder verkauft.

Ein weiteres Beispiel ebenfalls aus Skandinavien liefert der Norwegische Staatsfonds (Norges Bank Investment Management). Der Norwegische Staatsfonds hat sich 2023 von 86 Unternehmen getrennt, nachdem Bewertungen der ESG-Risiken durchgeführt wurden. Es wurden Unternehmen identifiziert, die deutlich erhöhte Risiken in einer Vielzahl von ESG-Themen aufwiesen, einschließlich möglicher Verletzungen der Menschen- und Arbeitsrechte, unzureichendem Risikomanagement im Zusammenhang mit Korruption und Geschäftsmodellen, die stark von Kohle abhängig sind. Insgesamt hat der norwegische Staatsfonds seit 2012 526 Desinvestitionsentscheidungen getroffen:

Bild

Dabei hat der Staatsfonds auch die Rendite dieser Desinvestments ermittelt. Seit 2012 haben risikobasierte Desinvestitionen die kumulative Rendite des Eigenkapitalmanagements um 0,44 Prozentpunkte oder jährlich um 0,02 Prozentpunkte erhöht. Risikobasierte Desinvestitionen, die mit dem Klimawandel und Menschenrechten verbunden sind, haben die kumulative Rendite um jeweils 0,23 und 0,09 Prozentpunkte erhöht. Diejenigen, die mit Korruption verbunden sind, haben die kumulative Rendite des Eigenkapitalmanagements um 0,03 Prozentpunkte verringert:

Line chart
Auswirkung der Rendite von risikobasierten Desinvestitionen auf das Aktienreferenzportfolio im Vergleich zu einem Portfolio, das nicht für risikobasierte Desinvestitionen angepasst wurde. Gemessen in Dollar. Prozentpunkte.

Ein abschließendes ESG-Reporting orientiert sich bestenfalls an der europäischen Corporate Sustainability Reporting Directive.

Automatisierung und Technologie: Vom Excel-Sheet zur Plattform

Technologisch hat sich der Markt für ESG- und CO₂-Berichte stark gewandelt. Immer mehr mittelständische Unternehmen setzen inzwischen auf cloudbasierte Softwarelösungen oder spezialisierte Plattformen, statt zeitaufwändige, fehleranfällige Excellisten zu führen. Moderne Lösungen bieten Plug-and-play-Schnittstellen zu bestehenden Buchhaltungs-, Lohn- und Einkaufssystemen. KI-gestützte Tools helfen dabei, relevante Emissions- und ESG-Daten automatisch zu erfassen und übersichtlich auszuwerten, ohne dass tiefe IT-Expertise benötigt wird. Gerade für kleinere Betriebe sinken so Einstiegshürden und laufender Aufwand erheblich. Ein zusätzlicher Vorteil: Die gesammelten Daten sind für jede Stakeholder-Anfrage oder externe Prüfung strukturiert abrufbar – audit- und prüfungssicher.

ESG-Kriterien: Beispiel verantwortungsvolle Beschaffung

Die Wertschöpfungskette ist entscheidend für das Kundenvertrauen und ist gleichzeitig Quelle für die größten Umweltrisiken eines Unternehmens. Es ist kein Zufall, dass für fast jedes Unternehmen der größte Anteil an CO2-Emissionen in der Lieferkette anfällt und die EU mit der CSDDD die verantwortungsvolle Beschaffung reguliert. Beim Aufbau einer nachhaltigen Lieferkette ist es deshalb unerlässlich, nicht nur den ökologischen Fußabdruck, sondern auch die sozialen Auswirkungen zu verstehen. 

Um sicherzustellen, dass eure Lieferketten transparent sind und den gesetzlichen Vorschriften und ethischen Standards entsprechen, empfiehlt das B Corp Lab, ausgewählte Kriterien bei der Auswahl der Lieferanten zu prüfen und einen Verhaltenskodex für Lieferanten zu erstellen.

- Zieht bei der Sichtung in Erwägung, nach Lieferanten zu suchen, die nach SA 8000, einem internationalen Standard für menschenwürdige Arbeitsbedingungen, zertifiziert sind. Oder bittet die Lieferanten, ihr Modern Slavery Statement vorzulegen. Darüber hinaus ist es immer eine gute Praxis, eine Due-Diligence-Prüfung der Lieferanten durchzuführen, einschließlich der Überprüfung der Legitimität des Unternehmens, der Recherche über die Geschäftsführung des Unternehmens und der Einholung von Referenzen.

- Fordert zur laufenden Überwachung Berichte über Selbst-Audits von den Lieferanten an. Bei Zweifeln über deren Praktiken solltet ihr Untersuchungen vor Ort in Erwägung ziehen, die auch von einem externen Berater durchgeführt werden können.

Die Wahl der richtigen Lieferanten geht mit der Möglichkeit einher, zur Schaffung von Arbeitsplätzen in einer Community vor Ort beizutragen und gleichzeitig Time-to-Market, Qualität und Preis zu verbessern. 

Globale Lieferketten bieten zwar eine große Bandbreite an Produkten zu sehr wettbewerbsfähigen Preisen, doch solltet ihr auch die Vorteile einer kürzeren, lokalisierten Lieferkette nicht außer Acht lassen:

- Kontrolle über die Rohstoffe: Der Vorteil lokaler Materialien bzw. solcher, die von lokalen Importeuren bezogen werden, besteht darin, dass es mehr Industrienormen gibt, an die sie sich oft halten müssen, was zu einem größeren Vertrauen führt, dass das erhaltene Material den Spezifikationen entspricht.

- Geringeres Lagerhaltungsrisiko: Der Versand kleinerer Mengen ist günstiger, wenn der Weg nicht so weit ist. Bei physischen Produkten ermöglichen kürzere Lieferzeiten einen schnelleren und häufigeren Nachschub und eine bessere Reaktionsfähigkeit, wodurch das Bestandsrisiko verringert wird.

-  Höheres Engagement lokaler Lieferanten: Lokale Lieferanten können enger eingebunden werden und ihr Angebot besser an eure (sich entwickelnden) Spezifikationen anpassen. Außerdem ist es einfacher, zu Entwicklungs-, Verwaltungs- und Inspektionszwecken zu den Lieferanten zu reisen.

- Niedrigere Administrationskosten: Eine globale Beschaffung macht die Zollabwicklung komplizierter, die von Land zu Land sehr unterschiedlich sind, und Fehler können den Versand verzögern und die Zollgebühren erhöhen. Die lokale Beschaffung, zumal innerhalb der EU, ist meist sehr einfach.

ESG-Kriterien: Beispiel Diversität und Teilhabe

Es ist nie zu früh, ein integratives Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem Mitarbeiter in die Lage versetzt werden, ihr authentisches Selbst einzubringen. Die zu frühe Umsetzung einer formellen D&I-Strategie kann jedoch aus zwei Gründen schief gehen.

Erstens kann es unmöglich sein, bei der Planung der ersten Einstellungen eine diverse Teilhabe zu erreichen. Zweitens, und das ist noch wichtiger, ist es notwendig, die aktuelle Vielfalt zu erfassen und das ist keine leichte Aufgabe. Denn um dies zu erfassen, müssen Mitarbeiter sich selbst einordnen. Dabei kann es sein, dass diese dazu nicht bereit sind oder sich nicht trauen, diese Informationen anzugeben. Anonyme Umfragen könnten eine Lösung sein, doch in Unternehmen mit wenigen Mitarbeitern kann auch dann die Identität des Befragten leicht zu ermitteln sein.

Wie bei jeder Change-Management-Initiative sollten Sie auch bei der Umsetzung einer D&I-Strategie die Gründe für die Veränderung und das Ziel der Initiative klar kommunizieren und sicherstellen, dass ein Konsens zwischen den wichtigsten Stakeholdern hergestellt wird, da es möglicherweise nicht jedem einleuchtet, warum eine Veränderung notwendig ist. 

Die Zustimmung ist von grundlegender Bedeutung, nicht nur, weil Veränderungen meist auch eine finanzielle Belastung sind, für die es keinen konkreten ROI gibt, sondern auch, weil der Widerstand der leitenden Angestellten eine breite Akzeptanz verhindern würde. Um die Vorteile zu verdeutlichen, ist es also hilfreich, ein Mission Statament zu formulieren.

Beispiel Google:

Google’s mission is to organize the world’s information and make it universally accessible and useful. When we say we want to build for everyone, we mean everyone. To do that well, we need a workforce that’s more representative of the users we serve. That’s why we’ve embraced a refreshed and accelerated approach to diversity and inclusion.

Beispiel Diversity-Statement FU Berlin:

Die Mitglieder der Freien Universität in Forschung, Lehre und Verwaltung fühlen sich einer Kultur der Wertschätzung, Anerkennung, Offenheit und des Respekts verpflichtet und verstehen die erfolgreiche und nachhaltige Erfüllung struktureller Chancengleichheit als ein immanentes Ziel ihrer Tätigkeiten.

 

Greenwashing vermeiden: Transparenz und Prüfsicherheit im Fokus

Mit den neuen EU-Leitlinien richtet sich der Blick stärker auf die inhaltliche Qualität der Berichterstattung. Unternehmen sollten nicht nur formale Vorschriften abarbeiten, sondern nachvollziehbare, methodisch saubere und überprüfbare Angaben machen. Eine transparente Methodik bei der Datenerhebung, klare Zuständigkeiten intern sowie externe Prüfbarkeit werden immer mehr zum Ausschlaggeber für Banken, Investoren und Behörden. Moderne Softwarelösungen unterstützen diesen Prozess durch automatische Dokumentation und Versionierung, was sowohl die Glaubwürdigkeit als auch die Nachvollziehbarkeit der Aussagen erhöht. Wer sich rechtzeitig auf diese Anforderungen einstellt, minimiert Risiken und stärkt die eigene Reputation nachhaltig.

 

Quick Wins und kontinuierliche Entwicklung: Schnelle Erfolge schaffen

Viele Unternehmen stehen vor der Frage, wie sie mit Nachhaltigkeit ganz konkret beginnen sollen. Gerade für KMU ist es sinnvoll, pragmatische Quick Wins zu nutzen, um direkt echte Fortschritte zu erzielen:

  • Umstellung auf Ökostrom und Ausschreibungen für nachhaltige Energiequellen
  • Einführung digitaler Reisekosten- oder Mobilitätsrichtlinien
  • Erfassung betrieblicher Emissionen mit automatisierten Tools
  • Erstellung eines kompakten Lieferantenkodex mit klaren Mindestanforderungen
    Diese Maßnahmen lassen sich meist kurzfristig umsetzen, bieten messbare Effekte und schaffen Motivation im Team. Je nach Branche und Ausgangslage bietet der modulare VSME-Standard die Möglichkeit, Schritt für Schritt tiefer einzusteigen, ohne von der Komplexität überfordert zu werden.

ESG-Kriterien als Hebel für bessere Finanzierung

Nicht nur Kunden und Behörden, auch Banken und Investoren achten seit kurzem verstärkt auf die Nachhaltigkeitsleistung ihrer Geschäftspartner. Viele Kreditinstitute verknüpfen die Kreditvergabe inzwischen mit ESG-Kriterien oder fordern mindestens einen freiwilligen Nachhaltigkeitsbericht. Wer diese Anforderungen früh aufgreift, verschafft sich einen spürbaren Finanzierungsvorsprung und erhält bessere Konditionen. Mittelfristig wird ESG-Transparenz damit zum zentralen Wettbewerbsfaktor auch für kleine und mittlere Unternehmen.

Case Study: Tomorrow – ESG-Kriterien praktisch umgesetzt

1. Wesentliche ESG-Themen und Stakeholderdialog
Tomorrow identifiziert die wichtigsten ESG-Themen (Klimaschutz, soziale Verantwortung, Unternehmensethik) auf Basis von Stakeholder-Analysen, Wesentlichkeitsanalysen und Best-Practice-Standards (z. B. GRI, SDGs). Die Einbeziehung von Mitarbeiter:innen, Kund:innen und Partnerfirmen in Entscheidungs- und Verbesserungsprozesse ist fester Bestandteil der Unternehmenskultur.​​

2. SWOT-Analyse und Priorisierung
Die Geschäftsfelder und Projekte werden entlang strikter Nachhaltigkeitskriterien geprüft: Negativlisten schließen Branchen wie fossile Energien, Massentierhaltung und Rüstung kategorisch aus, während positive ESG-Merkmale (z. B. Klimawirkung, Empowerment, Fairness) systematisch gefördert werden.​​

3. Detailarbeit und messbare Teilziele
Für die praktische Umsetzung setzt Tomorrow auf etablierte Managementsysteme (z. B. GRI-Standards, Impact Council, externe Prüfung). Die Fortschritte werden an konkreten Zielen, wie u. a. Frauenanteil, CO₂-Reduktion, Lieferkettenstandards und Wirkung von Investitionen, überprüft und öffentlich gemacht.​​

4. ESG-orientierte Governance-Struktur
Tomorrow hat einen Impact-Rat (Impact Council) etabliert, der sämtliche Nachhaltigkeitskriterien und Investitionsentscheidungen vorgibt und kontrolliert. Führungskräfte und Mitarbeitende tragen gemeinsam Verantwortung für soziale und ökologische Zielerreichung – auch durch interne Weiterbildungen und Diversity-Initiativen.​

5. Kontrolle und kontinuierliche Verbesserung
Die Ergebnisse der ESG-Maßnahmen (z. B. Anteil nachhaltig investierter Mittel, Emissionsausgleich durch Projekte, Fortschritt bei Diversität und Arbeitsbedingungen) werden regelmäßig dokumentiert – oft weit über die regulatorischen Mindestanforderungen hinaus – und dienen kontinuierlicher Strategieanpassung sowie dem Reporting entlang internationaler Standards wie CSRD und Taxonomie.​​

Das zeigt, wie Tomorrow auf strukturierte, von Standards und best practices geprägte Weise die einzelnen Bausteine von ESG-Kriterien lebt – und wie diese als Hebel für Transparenz, Vertrauenskapital und Innovationsvorsprung bei Kund:innen, Mitarbeitenden und Investoren genutzt werden können.

FAQ: ESG-Kriterien in Unternehmen umsetzen

Was sind ESG-Kriterien?
ESG steht für Environmental, Social und Governance – die drei Bereiche, mit denen bewertet wird, wie nachhaltig und verantwortungsvoll ein Unternehmen wirtschaftet. ESG-Kriterien umfassen Umweltschutz, soziale Arbeitsbedingungen und Unternehmensführung und werden immer wichtiger für Investoren und Geschäftspartner.

Was unterscheidet E, S und G?

  • Environmental: Klima, Ressourcenmanagement, Emissionen, Kreislaufwirtschaft
  • Social: Arbeitsbedingungen, Diversität, Lieferkette, Menschenrechte
  • Governance: Transparenz, Unternehmensethik, Kontrolle, Antikorruption

Wie ist ESG reguliert?
Das "E" ist durch europäische Richtlinien wie CSRD und CSDDD mittlerweile klar geregelt. „S“ und „G“ sind weniger eindeutig definiert, was häufig zu Interpretationsspielraum bei den Bewertungen führt.

Was bringt die EU-Taxonomie?
Sie schafft einheitliche Kriterien, was als „nachhaltig“ gilt. Im Fokus stehen Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, Kreislaufwirtschaft, Biodiversität, Schutz der Meeresressourcen und Kontrolle von Umweltverschmutzung.

Was ändert sich durch die CSRD?
Ab 2025 sind große europäische Unternehmen verpflichtet, nach den neuen ESRS-Standards zu berichten – umfassend, prüfbar und doppelter Wesentlichkeit. Auch Banken und Kapitalmärkte fordern zunehmend transparente ESG-Daten.

Was ist der VSME-Standard?
Der Voluntary Sustainability Reporting Standard for SMEs (VSME) ist eine freiwillige, modulare Grundlage für kleine und mittlere Unternehmen. Damit kannst du ESG-Daten strukturiert erfassen und gegenüber Kunden, Banken und Lieferanten belegen – auch ohne gesetzliche Berichtspflicht.

Warum sind ESG-Kriterien für KMU wichtig?

  • ESG stärkt das Vertrauen von Investoren, Banken und Kunden
  • Viele Kreditinstitute und große Kunden verlangen mittlerweile ESG-Nachweise
  • Nachhaltigkeit fördert Effizienz, Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit
  • Wer proaktiv informiert, verschafft sich klare Wettbewerbsvorteile

Wie startet mein Unternehmen mit ESG?

  1. Wesentliche Nachhaltigkeitsthemen für deine Branche und Stakeholder identifizieren
  2. SWOT-Analyse zu Wirkfaktoren durchführen
  3. Ziele konkretisieren und praxisnahe KPIs wählen
  4. Interne Zuständigkeiten klären und Verantwortliche benennen
  5. Berichte und Fortschritte transparent veröffentlichen

Welche typischen Beispiele gibt es?

  • Umwelt: CO₂-Bilanz, Ökostrom, Kreislaufwirtschaft
  • Sozial: Diversity-Richtlinien, Arbeitsbedingungen, Lieferkettencode
  • Governance: Korruptionsprävention, transparente Managementstruktur

Wie kann Technologie helfen?
Cloudbasierte ESG-Tools automatisieren die Erfassung und Auswertung von Kennzahlen, erleichtern Audits und machen Daten prüfungssicher verfügbar. Ein guter Start ist auch unser kostenloser CO2-Rechner für KMU.

Welche Quick Wins sind für den Start sinnvoll?

  • Ökostrom & nachhaltige Mobilität
  • Digitalisierte Emissions- und ESG-Erfassung
  • Lieferantenscreening und Nachhaltigkeitsstandards
  • Offen zugängliche Kurzberichte für Kunden und Banken

Johannes Fiegenbaum
Johannes Fiegenbaum Strategy & Sustainability Advisor, multiplye.ai Mehr über mich

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