Für Warteliste anmelden

Der Handel mit CO₂-Zertifikaten wird für immer mehr Unternehmen zur Realität. Wer frühzeitig versteht, wie der Kauf von Emissionszertifikaten funktioniert, sichert sich Planungssicherheit und vermeidet unnötige Kosten.
Der europäische Emissionshandel erfasst mittlerweile einen erheblichen Teil der Wirtschaft. Mit dem EU ETS 2, das ab 2028 startet, kommen neue Sektoren hinzu – darunter Verkehr, Gebäude und kleinere Industrieanlagen. Für KMU bedeutet das: Wer bisher nicht berichtspflichtig war, muss sich jetzt mit Emissionszertifikaten, Compliance-Fristen und Marktmechanismen auseinandersetzen.
Wichtige Punkte auf einen Blick:
Der Emissionshandel basiert auf einem simplen, aber wirkungsvollen Mechanismus: Die Politik legt eine Obergrenze (Cap) für die Gesamtemissionen fest und vergibt entsprechend Emissionsrechte. Diese Zertifikate können Unternehmen handeln (Trade). Wer weniger ausstößt als geplant, kann überschüssige Zertifikate verkaufen. Wer mehr emittiert, muss nachkaufen.
Das Kyoto-Protokoll legte einst den Grundstein für internationale Klimaschutzinstrumente. Die Europäische Union entwickelte daraus das EU ETS – heute das größte Emissionshandelssystem weltweit. Die Anzahl der verfügbaren Zertifikate sinkt Jahr für Jahr planmäßig, was den Preis langfristig nach oben treibt und Anreize für Klimaschutzmaßnahmen schafft.
Tatsächlich funktioniert der Markt nach marktwirtschaftlichen Prinzipien: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Wenn viele Unternehmen gleichzeitig Zertifikate benötigen, steigt der Kurs. Bei geringerer Nachfrage oder wenn Unternehmen ihre Emissionen schneller senken als erwartet, fällt er.
Das ursprüngliche EU ETS umfasst seit 2005 große Energieanlagen, energieintensive Industriebetriebe und den innereuropäischen Luftverkehr. Mit dem EU ETS 2 kommen ab 2028 neue Sektoren hinzu: Straßenverkehr, Gebäude und kleinere Industrieanlagen. Dabei liegt die Verantwortung für die Abgabe der Emissionszertifikate bei den Kraftstofflieferanten – nicht bei euch als Endverbraucher.
Diese Ausweitung ist Teil des europäischen Klimaziels "Fit for 55", das eine Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2030 vorsieht. Mit beiden Systemen werden künftig etwa drei Viertel aller EU-Emissionen einer CO₂-Bepreisung unterzogen. Die beiden Märkte bleiben dabei getrennt: unterschiedliche Zertifikate, unterschiedliche Preisbildung.
In Deutschland ersetzt das EU ETS 2 ab 2028 das nationale Emissionshandelssystem (nEHS), das seit 2021 CO₂-Preise auf fossile Kraftstoffe erhebt. Zwischen 2024 und 2027 gelten doppelte Berichtspflichten – Unternehmen müssen sowohl fürs nEHS als auch schon vorbereitend fürs EU ETS 2 Daten liefern.
Die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) fungiert als zentrale nationale Behörde für den Emissionshandel. Sie vergibt Genehmigungen, überwacht Berichte und sorgt für die Einhaltung der Regeln. Unternehmen, die am Emissionshandel teilnehmen müssen, benötigen eine Treibhausgasemissionsgenehmigung und einen genehmigten Überwachungsplan.
Wer im EU ETS 2 berichtspflichtig wird, musste die entsprechenden Anträge bis zum 30. Juni 2025 stellen. Die DEHSt prüft diese Dokumente und stellt sicher, dass die Datenqualität stimmt. Ab 2026 müssen verifizierte Emissionsdaten vorgelegt werden – spätestens bis zum 30. April des Folgejahres. Ab 2028 ist dann die Abgabe der Zertifikate bis zum 31. Mai fällig.
Die Behörde koordiniert auch die Auktionen für Emissionsberechtigungen und stellt sicher, dass der Markt transparent funktioniert. Ohne korrekte Genehmigung und fristgerechte Berichterstattung drohen empfindliche Strafen.
Im klassischen EU ETS sind vor allem große Anlagen aus der Energiewirtschaft und energieintensive Industrien eingebunden: Stahl-, Zement-, Chemie- und Raffinerieunternehmen sowie Kraftwerke. Diese Sektoren tragen traditionell einen erheblichen Anteil zum CO₂-Ausstoß bei und sind daher seit 2005 Teil des Systems.
Auch der Luftverkehr innerhalb der Europäischen Union ist erfasst. Fluggesellschaften müssen für ihre CO₂-Emissionen Zertifikate vorweisen. Interessanterweise funktioniert das System hier etwas anders als in anderen Sektoren – Fluggesellschaften erhalten teilweise kostenlose Zuteilungen, müssen aber den Rest über den Markt beschaffen.
Mit dem EU ETS 2 kommen ab 2028 weitere Bereiche hinzu: Gebäudeheizung, Straßenverkehr und kleinere Industrieanlagen. Damit werden auch mittelständische Unternehmen erfasst, die bisher nicht berichtspflichtig waren. Tatsächlich bedeutet das für viele KMU eine neue Realität: CO₂-Kosten werden zum festen Bestandteil der Kalkulation.
Nicht zu verwechseln sind Emissionszertifikate aus dem regulierten Emissionshandel mit CO₂-Zertifikaten aus dem freiwilligen Markt. Bei der freiwilligen CO₂-Kompensation kaufen Unternehmen Credits aus Klimaschutzprojekten – etwa Aufforstung oder Energieeffizienzmaßnahmen – um ihre Emissionen auszugleichen. Das ist eine freiwillige Maßnahme und dient vor allem der Kommunikation von Klimaneutralität.
Compliance-Zertifikate dagegen sind Pflicht für Unternehmen im Emissionshandel. Sie werden von staatlichen Behörden ausgegeben und müssen jährlich in der richtigen Anzahl abgegeben werden. Wer das versäumt, zahlt hohe Strafgebühren. Die beiden Märkte sind getrennt – freiwillige CO₂-Credits können keine Compliance-Verpflichtungen erfüllen.
Dabei gilt: Freiwillige Kompensation ist sinnvoll für Unternehmen, die über ihre Compliance-Pflichten hinaus aktiv werden wollen oder noch nicht berichtspflichtig sind, aber bereits jetzt CO₂-Transparenz schaffen möchten. Wer jedoch im EU ETS oder EU ETS 2 eingebunden ist, kommt um den Kauf echter Emissionszertifikate nicht herum.
Die Fristen sind klar geregelt: Unternehmen im klassischen EU ETS müssen bereits seit 2005 jährlich Zertifikate für ihre Emissionen abgeben. Für das EU ETS 2 beginnt die Pflicht am 1. Januar 2028. Allerdings endete die Übergangsfrist für Anträge auf Genehmigungen bereits am 30. Juni 2025.
In Deutschland läuft das nationale Emissionshandelssystem (nEHS) noch bis Ende 2027 parallel. Wer bisher schon im nEHS berichtspflichtig war, muss sich auf den Wechsel ins EU ETS 2 vorbereiten. Dabei gibt es Unterschiede bei den Preisen: 2025 gilt ein fester Preis von 55 EUR pro Tonne CO₂, 2026 und 2027 ein Preiskorridor zwischen 55 und 65 EUR. Ab 2028 erfolgt die Preisbildung dann frei am Markt im EU ETS 2.
Die ursprünglich für 2027 geplante Einführung des EU ETS 2 wurde auf 2028 verschoben – eine Entscheidung, die Unternehmen mehr Vorbereitungszeit gibt, aber auch die Planungsunsicherheit verlängert. Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit dem Thema zahlt sich dennoch aus.
Der klassische Weg zum Erwerb von Emissionszertifikaten führt über Auktionen. In Europa finden diese regelmäßig an den Börsen European Energy Exchange (EEX) in Leipzig und ICE Futures Europe in London statt. Die Zertifikate werden dort zu einem Marktpreis versteigert, der sich aus Angebot und Nachfrage ergibt.
Teilnehmen können Unternehmen, die eine entsprechende Zulassung besitzen. Der Ablauf ist standardisiert: Interessenten geben Gebote ab, die Auktion ermittelt einen Clearingpreis, zu dem alle erfolgreichen Bieter ihre Zertifikate erhalten. Die sogenannten European Emission Allowances (EUAs) berechtigen zum Ausstoß einer Tonne CO₂.
Die Auktionen garantieren Transparenz und faire Preisbildung. Allerdings sind die Anforderungen für die Teilnahme nicht trivial – gerade kleinere Unternehmen setzen daher oft auf Broker oder kaufen die Zertifikate am Sekundärmarkt. Die EEX veröffentlicht regelmäßig Auktionskalender und Ergebnisse, sodass sich alle Marktteilnehmer orientieren können.
Neben den Auktionen existiert ein lebendiger Sekundärmarkt. Hier handeln Unternehmen, Finanzinstitute und auch Privatanleger bereits ausgegebene Zertifikate. Der Handel erfolgt über spezialisierte Börsenplätze oder außerbörslich (OTC). Die Preise schwanken dabei stärker als bei Auktionen und hängen von der aktuellen Marktsituation ab.
Termingeschäfte spielen eine zunehmend wichtige Rolle: Unternehmen können sich heute schon Zertifikate für künftige Jahre sichern und so ihre Kosten kalkulieren. Diese Futures werden ebenfalls an der EEX und ICE gehandelt. Der Vorteil: Ihr wisst heute schon, was eure CO₂-Emissionen in zwei oder drei Jahren kosten werden – unabhängig von Preisschwankungen.
Dabei gibt es verschiedene Instrumente: Neben klassischen Futures auch Optionen, die das Recht (aber nicht die Pflicht) zum Kauf zu einem bestimmten Preis einräumen. Welche Strategie für euer Unternehmen passt, hängt von eurer Risikobereitschaft und Finanzplanung ab. Viele Unternehmen kombinieren verschiedene Ansätze.
Nicht jedes Unternehmen hat die Kapazitäten, direkt an Auktionen teilzunehmen oder den Terminmarkt im Blick zu behalten. Hier kommen spezialisierte Broker ins Spiel. Diese Dienstleister kaufen Emissionszertifikate im Auftrag von Unternehmen und beraten bei der optimalen Beschaffungsstrategie.
Broker haben oft besseren Marktzugang, kennen die Handelsmechanismen im Detail und können günstigere Konditionen aushandeln. Für mittelständische Unternehmen kann das die praktikablere Lösung sein als der direkte Zugang zu den Börsen. Die Gebühren für solche Dienstleistungen sind Teil der CO₂-Kosten – sollten aber gegen den Aufwand und das Risiko abgewogen werden, selbst am Markt zu agieren.
Einige Dienstleister bieten auch Komplettlösungen an: von der Emissionsberechnung über die Beschaffung bis zur Abgabe der Zertifikate bei der zuständigen Behörde. Gerade für Unternehmen, die neu im Emissionshandel sind, kann das sinnvoll sein. Wichtig ist, auf Seriosität und Erfahrung zu achten – der Markt wächst, und nicht jeder Anbieter hält, was er verspricht.
Die Preise für CO₂-Zertifikate unterliegen ständigen Schwankungen. Stand November 2025 liegen die Spotpreise für EUAs im EU ETS bei etwa 78 bis 80 EUR pro Tonne CO₂. Im deutschen nationalen Emissionshandelssystem (nEHS) gilt 2025 noch ein Festpreis von 55 EUR pro Tonne.
Für 2026 ist im nEHS ein Preiskorridor zwischen 55 und 65 EUR vorgesehen, der auch 2027 fortgeführt wird, bevor ab 2028 mit dem EU ETS 2 die freie Marktpreisbildung beginnt. Die Prognosen für den Start des EU ETS 2 gehen von einem Gleichgewichtspreis um 120 EUR pro Tonne CO₂ aus – ein deutlicher Sprung gegenüber den bisherigen Festpreisen.
Interessanterweise gibt es auch andere THG-Zertifikate, die deutlich höher gehandelt werden. Manche Emissionszertifikate für 2026 erreichen Preise von über 340 EUR pro Tonne – das betrifft allerdings spezielle Marktsegmente. Für die meisten Unternehmen im Verkehrs- und Gebäudesektor sind die ETS-2-Preise relevant.
Die langfristige Preisentwicklung zeigt nach oben. Verschiedene Analysten und Marktbeobachter erwarten für 2028 beim Start des EU ETS 2 Preise um 120 EUR pro Tonne CO₂. Bis 2030 könnten die Preise die 100-EUR-Marke deutlich überschreiten. Manche Prognosen gehen sogar von über 200 EUR pro Tonne bis 2035 aus.
Diese Entwicklung ist gewollt: Der schrittweise Abbau der verfügbaren Zertifikatemenge (die sinkende Obergrenze) soll Unternehmen dazu bewegen, in klimafreundliche Technologien zu investieren. Ab einem gewissen Preisniveau wird es günstiger, Emissionen zu vermeiden, als Zertifikate zu kaufen. Dieser Hebel ist der Kern des Cap-and-Trade-Prinzips.
Dabei bleiben Unsicherheiten: Politische Entscheidungen, Wirtschaftskrisen oder technologische Durchbrüche können die Preisentwicklung beeinflussen. Die Verschiebung des EU ETS 2 auf 2028 zeigt, wie dynamisch das Thema ist. Fest steht: Wer heute schon plant, kann sich gegen künftige Kostensteigerungen absichern.
Mehrere Faktoren treiben den CO₂-Preis: Die politisch festgelegte Obergrenze ist der wichtigste. Je knapper die Zertifikate, desto höher der Preis. Auch die Konjunktur spielt eine Rolle – in wirtschaftlich starken Zeiten steigt die Nachfrage nach Energie und damit nach Emissionsrechten.
Technologischer Fortschritt kann dämpfend wirken: Werden erneuerbare Energien günstiger oder setzen sich klimafreundliche Produktionsverfahren schneller durch als erwartet, sinkt die Nachfrage nach Zertifikaten. Das gleiche gilt für milde Winter – weniger Heizenergie bedeutet weniger CO₂-Ausstoß und damit weniger Bedarf an Zertifikaten.
Auch Spekulationen am Markt haben Einfluss. Finanzinvestoren und Hedgefonds handeln Emissionsrechte wie andere Rohstoffe auch. Das erhöht die Liquidität des Marktes, kann aber auch zu kurzfristigen Preisausschlägen führen. Für Unternehmen bedeutet das: Eine reine Spot-Strategie (Kauf genau dann, wenn die Zertifikate benötigt werden) birgt Risiken.
Bevor ihr Emissionszertifikate kauft, müsst ihr wissen, wie viele ihr braucht. Das erfordert eine präzise CO₂-Bilanzierung. Gerade für KMU kann das eine Herausforderung sein – fehlende Ressourcen, komplexe Berechnungsmethoden und unklare Datenquellen erschweren den Einstieg.
Automatisierte CO₂-Bilanzierung bietet hier einen pragmatischen Weg. Digitale Tools erfassen Emissionen aus Energieverbrauch, Mobilität und Einkauf und rechnen sie in CO₂-Äquivalente um. Das spart Zeit und reduziert Fehlerquellen gegenüber manuellen Excel-Lösungen.
Für Geschäftsführer ist dabei vor allem eines wichtig: Die Zahlen müssen audit-sicher sein. Die DEHSt verlangt verifizierte Daten – wer hier Fehler macht, riskiert Nachforderungen und Strafen. Eine saubere Datenbasis ist also nicht nur für die Finanzplanung wichtig, sondern auch für die Compliance.
CO₂-Kosten sind ab 2028 für viele Unternehmen eine neue Position im Budget. Die Integration in die bestehende Finanzplanung ist daher essenziell. Wer früh plant, vermeidet böse Überraschungen. Die Kosten lassen sich dabei ähnlich kalkulieren wie Energiekosten – mit dem Unterschied, dass die Preisentwicklung schwerer vorhersehbar ist.
Manche Unternehmen entscheiden sich für eine schrittweise Beschaffung: Ein Teil der Zertifikate wird frühzeitig zu stabilen Preisen gekauft, der Rest flexibel am Spotmarkt. Das kombiniert Planungssicherheit mit der Chance, von günstigen Marktphasen zu profitieren. Wie bei anderen Rohstoffen auch gilt: Diversifikation reduziert das Risiko.
Für Nachhaltigkeitsmanager bedeutet das enge Zusammenarbeit mit der Finanzabteilung. CO₂-Kosten sind keine reine Umweltfrage mehr, sondern ein relevanter Kostenfaktor. Entsprechend muss die Berichterstattung sowohl technische (Tonnen CO₂) als auch finanzielle Kennzahlen (EUR) umfassen – hier spielt das Carbon Accounting eine zentrale Rolle.
Die Verwaltung von Emissionszertifikaten, Berichten und Fristen manuell zu handhaben, bindet Ressourcen. Digitale Lösungen automatisieren viele Schritte: von der Datenerfassung über die Berechnung des Zertifikatebedarfs bis zur Vorbereitung der Berichte für die DEHSt.
Gerade KMU, die einen CO₂-Rechner nutzen, profitieren davon, dass Emissionen kontinuierlich erfasst werden. So entsteht keine Hektik kurz vor der Berichtsfrist, sondern eine durchgängige Transparenz über die eigenen Emissionen.
Automatisierung bedeutet auch: bessere Datenqualität. Manuelle Übertragungen aus verschiedenen Systemen führen zu Fehlern. Eine integrierte Lösung, die direkt auf Buchhaltungsdaten, Energieabrechnungen und Mobilitätsdaten zugreift, minimiert dieses Risiko. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch Nerven bei Audits.
Die Volatilität am CO₂-Markt macht Hedging-Strategien attraktiv. Dabei geht es darum, sich gegen künftige Preisanstiege abzusichern. Ein klassisches Instrument sind Termingeschäfte: Ihr kauft heute Zertifikate zu einem festen Preis, die erst in einem oder zwei Jahren geliefert werden.
Der Vorteil: Planungssicherheit. Ihr wisst heute, was eure Emissionen kosten werden, unabhängig davon, wie sich der Markt entwickelt. Der Nachteil: Wenn die Preise fallen, zahlt ihr trotzdem den vereinbarten Preis. Für viele Unternehmen überwiegt aber der Vorteil der Kalkulationssicherheit – gerade bei knappen Margen.
Optionen bieten mehr Flexibilität: Ihr sichert euch das Recht, Zertifikate zu einem bestimmten Preis zu kaufen, müsst es aber nicht tun. Das kostet eine Prämie, schützt aber vor extremen Preisanstiegen und lässt euch gleichzeitig von fallenden Preisen profitieren. Welches Instrument passt, hängt von eurer Risikobereitschaft ab.
Manche Unternehmen kaufen ihre Zertifikate Jahr für Jahr am Spotmarkt – also genau dann, wenn sie benötigt werden. Das funktioniert, birgt aber Risiken: In Jahren mit hohen Preisen steigen die Kosten dramatisch. Wer hingegen frühzeitig einen Teil des künftigen Bedarfs sichert, kann Spitzen abfedern.
Eine hybride Strategie kombiniert beides: Ein Grundbedarf wird langfristig zu stabilen Konditionen gesichert, der Rest flexibel am Spotmarkt beschafft. Das erfordert zwar mehr Aufwand in der Planung, senkt aber das Gesamtrisiko. Gerade in volatilen Märkten zahlt sich diese Diversifikation aus.
Dabei spielt auch die Lagerfähigkeit von Zertifikaten eine Rolle: EUAs können mehrere Jahre gehalten und übertragen werden. Wer also in günstigen Marktphasen mehr kauft als aktuell nötig, baut sich ein Polster für teurere Zeiten auf. Allerdings bindet das Kapital – auch das muss in der Finanzplanung berücksichtigt werden.
Eine präzise, automatisierte CO₂-Bilanzierung ist die Basis jeder Beschaffungsstrategie. Wer seine Emissionen nicht genau kennt, kauft entweder zu viele Zertifikate (teure Kapitalbindung) oder zu wenige (Strafzahlungen). Digitale Tools liefern laufend aktuelle Zahlen.
Dabei geht es nicht nur um die Ist-Zahlen, sondern auch um Prognosen: Wie entwickeln sich eure Emissionen in den nächsten Monaten? Steht eine Produktionsausweitung an? Wollt ihr in erneuerbare Energien investieren? All das beeinflusst euren Zertifikatebedarf. Wer das frühzeitig weiß, kann gezielter einkaufen.
Die Verknüpfung von Emissionsdaten mit Marktpreisen ermöglicht außerdem ein aktives Kostenmanagement. Wenn ihr seht, dass die Preise gerade günstig sind, könnt ihr vorausschauend kaufen. Das erfordert aber eine integrierte Lösung, die sowohl eure Emissionen als auch die Marktentwicklung im Blick behält.
Die Compliance-Anforderungen im Emissionshandel sind streng geregelt. Ab 2026 müssen Unternehmen verifizierte Emissionsdaten vorlegen – und zwar jährlich bis zum 30. April des Folgejahres. Das bedeutet: Eure Emissionen aus 2026 müssen bis Ende April 2027 geprüft und gemeldet sein.
Ab 2028 kommt die Abgabepflicht für Zertifikate hinzu: Bis zum 31. Mai jedes Jahres müsst ihr die entsprechende Anzahl Emissionsberechtigungen bei der DEHSt abgeben. Wer diese Frist versäumt, zahlt empfindliche Strafen. Die Höhe liegt deutlich über dem Marktpreis – ein teurer Fehler.
Bereits ab 2024 gilt in Deutschland eine doppelte Berichtspflicht: Unternehmen müssen sowohl fürs nEHS als auch schon vorbereitend fürs EU ETS 2 Daten liefern. Das erhöht den administrativen Aufwand erheblich. Ein schneller Compliance-Check hilft, nichts zu übersehen.
Wer die Abgabefristen verpasst oder zu wenige Zertifikate vorlegt, zahlt eine Strafgebühr. Diese liegt deutlich über dem durchschnittlichen Marktpreis der Zertifikate – und zusätzlich müsst ihr die fehlenden Zertifikate im nächsten Jahr nachreichen. Die Sanktionen sind also doppelt: finanziell und operativ.
Auch falsche oder unvollständige Berichte haben Konsequenzen. Die DEHSt prüft die eingereichten Daten sorgfältig, und bei Ungereimtheiten drohen Nachforderungen. Im schlimmsten Fall kann die Emissionsgenehmigung entzogen werden – was faktisch das Ende der Geschäftstätigkeit bedeutet, wenn diese auf fossilen Brennstoffen basiert.
Dabei geht es nicht nur um böswillige Verstöße: Auch Fehler aus Unwissenheit oder mangelhafter Datenlage werden geahndet. Gerade kleinere Unternehmen, die neu im System sind, sollten daher professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen – sei es durch spezialisierte Berater oder durch digitale Compliance-Lösungen.
Audit-Sicherheit beginnt mit einer lückenlosen Dokumentation. Jede Emissionsquelle muss nachvollziehbar erfasst, jede Berechnung transparent dargestellt werden. Externe Prüfer schauen sich nicht nur die Zahlen an, sondern auch die Prozesse dahinter: Wie habt ihr die Daten erhoben? Welche Emissionsfaktoren verwendet? Sind die Messgeräte kalibriert?
Viele Unternehmen unterschätzen den Aufwand, den eine Verifizierung mit sich bringt. Wer das erste Mal geprüft wird, erlebt oft böse Überraschungen. Excel-Listen reichen in der Regel nicht aus – Prüfer verlangen nachvollziehbare Systeme, automatisierte Prozesse und interne Kontrollen.
Digitale CO₂-Bilanzierungstools bieten hier einen entscheidenden Vorteil: Sie dokumentieren automatisch, arbeiten mit anerkannten Emissionsfaktoren und erstellen Berichte im geforderten Format. Das macht Audits planbarer und reduziert das Risiko von Beanstandungen. Gerade für KMU, die keine eigene Nachhaltigkeitsabteilung haben, ist das ein klarer Mehrwert.
Neben dem regulierten Emissionshandel existiert ein freiwilliger Markt für CO₂-Kompensation. Hier kaufen Unternehmen Credits aus Klimaschutzprojekten – etwa Waldschutz, Aufforstung oder Erneuerbare-Energien-Projekte in Entwicklungsländern. Diese Kompensation ist freiwillig und dient vor allem der Klimaneutralitätskommunikation.
Wichtig: Freiwillige CO₂-Zertifikate ersetzen keine Compliance-Verpflichtungen. Wer im EU ETS oder EU ETS 2 berichtspflichtig ist, muss echte EUAs abgeben – freiwillige Credits werden von der DEHSt nicht akzeptiert. Die beiden Märkte sind strikt getrennt.
Dennoch kann freiwillige Kompensation sinnvoll sein: für Emissionen außerhalb des regulierten Systems (z.B. Dienstreisen außerhalb Europas) oder als zusätzliches Signal an Kunden und Investoren. Viele Unternehmen kombinieren Compliance und freiwillige Maßnahmen, um eine ganzheitliche Klimastrategie zu kommunizieren.
Freiwillige Kompensation eignet sich vor allem für Emissionen, die ihr kurzfristig nicht vermeiden könnt. Ein klassisches Beispiel sind Geschäftsflüge: Selbst wenn ihr so viel wie möglich auf Videokonferenzen setzt, bleiben manche Reisen unvermeidbar. Hier kann Kompensation eine sinnvolle Ergänzung sein.
Auch für Unternehmen, die noch nicht im EU ETS erfasst sind, aber dennoch klimaneutral agieren wollen, ist der freiwillige Markt eine Option. Ihr zeigt Kunden und Geschäftspartnern, dass ihr CO₂-Transparenz ernst nehmt – noch bevor euch die Regulierung dazu zwingt.
Dabei gilt: Kompensation sollte nie den Vorrang vor echter Emissionsreduktion haben. Erst vermeiden, dann reduzieren, dann kompensieren – das ist die Reihenfolge, die auch Investoren und kritische Stakeholder überzeugt. Greenwashing-Vorwürfe vermeidet ihr, indem ihr transparent über eure Emissionen und eure Reduktionsziele kommuniziert.
Nicht alle freiwilligen CO₂-Zertifikate sind gleich. Die Qualität schwankt erheblich – manche Projekte haben echten Klimanutzen, andere sind fragwürdig. Achtet auf anerkannte Standards wie Gold Standard, Verified Carbon Standard (VCS) oder Plan Vivo. Diese stellen sicher, dass die Emissionsreduktion real, zusätzlich und dauerhaft ist.
Auch die Art des Projekts spielt eine Rolle: Waldschutzprojekte sind klimawirksam, aber oft schwer zu verifizieren (werden die Bäume wirklich geschützt?). Erneuerbare-Energien-Projekte in Entwicklungsländern haben oft klare Messgrößen (Stromproduktion), können aber Fragen zur Zusätzlichkeit aufwerfen (wäre das Projekt auch ohne Kompensationsgelder entstanden?).
Zunehmend gefragt sind Projekte mit Co-Benefits: Klimaschutz plus soziale oder ökologische Zusatznutzen. Ein Solarprojekt in Kenia etwa reduziert nicht nur CO₂, sondern schafft auch lokale Jobs und verbessert die Energieversorgung. Solche Projekte haben eine stärkere Wirkung – und sind in der Kommunikation überzeugender.
Ja, Emissionszertifikate können von Unternehmen gekauft werden, die im Emissionshandel berichtspflichtig sind. Der Kauf erfolgt über offizielle Auktionen an Börsen wie der European Energy Exchange oder über den Sekundärmarkt. Auch spezialisierte Broker und Dienstleister bieten den Kauf von CO₂-Zertifikaten an. Privatanleger können ebenfalls in bestimmten Marktsegmenten aktiv werden, müssen aber die entsprechenden Zulassungen beachten.
Die Kosten für ein Emissionszertifikat schwanken je nach Marktlage. Stand November 2025 liegen die Preise im EU ETS bei etwa 78 bis 80 EUR pro Tonne CO₂. Im deutschen nationalen Emissionshandelssystem gilt 2025 ein Festpreis von 55 EUR pro Tonne. Ab 2028, mit Start des EU ETS 2, erwarten Experten Preise um 120 EUR pro Tonne CO₂, die langfristig weiter steigen dürften. Die Preisentwicklung hängt von regulatorischen Entscheidungen, Konjunktur und technologischen Entwicklungen ab.
Emissionszertifikate werden in erster Linie von staatlichen Stellen ausgegeben und über Auktionen verkauft. In Europa sind das die European Energy Exchange (EEX) und ICE Futures Europe. Daneben existiert ein Sekundärmarkt, auf dem bereits ausgegebene Zertifikate zwischen Unternehmen, Finanzinstituten und anderen Marktteilnehmern gehandelt werden. Spezialisierte Broker und Dienstleister treten ebenfalls als Verkäufer auf und vermitteln zwischen Käufern und dem Markt.
CO₂-Zertifikate für den regulierten Markt (EU ETS, EU ETS 2) können über offizielle Auktionen an der EEX in Leipzig oder ICE in London gekauft werden. Der Sekundärmarkt bietet zusätzliche Handelsmöglichkeiten über Börsenplätze oder außerbörslich. Unternehmen, die nicht direkt an Auktionen teilnehmen wollen, können spezialisierte Broker beauftragen. Für freiwillige CO₂-Kompensation gibt es separate Plattformen und Anbieter, die Credits aus Klimaschutzprojekten verkaufen – diese ersetzen aber keine Compliance-Zertifikate.
Das hängt von eurem Geschäftsmodell ab. Im klassischen EU ETS sind vor allem große Energieanlagen und energieintensive Industrien erfasst. Mit dem EU ETS 2 ab 2028 kommen Verkehr, Gebäude und kleinere Industrieanlagen hinzu. Wenn ihr als Unternehmen fossile Brennstoffe in relevanten Mengen einsetzt, solltet ihr prüfen, ob ihr ab 2028 berichtspflichtig werdet. Die Anträge für Genehmigungen mussten bis 30. Juni 2025 gestellt werden – wer das versäumt hat, sollte sich dringend mit der DEHSt in Verbindung setzen.
Ja, Emissionszertifikate sind mehrere Jahre gültig und können vorgehalten werden. Diese Strategie nennt sich Banking. Ihr könnt also in günstigen Marktphasen mehr Zertifikate kaufen als aktuell nötig und sie für teurere Zeiten aufbewahren. Das erfordert allerdings Kapital und eine entsprechende Finanzplanung. Viele Unternehmen kombinieren Vorratskäufe mit aktuellen Beschaffungen, um Risiken zu streuen.
Wer die Abgabefristen für Zertifikate oder die Berichtspflichten versäumt, zahlt empfindliche Strafen. Die Strafgebühren liegen deutlich über dem Marktpreis der Zertifikate, und zusätzlich müssen fehlende Zertifikate im Folgejahr nachgereicht werden. Bei wiederholten Verstößen droht der Entzug der Emissionsgenehmigung. Gerade für Unternehmen, die neu im System sind, empfiehlt sich daher professionelle Unterstützung oder die Nutzung automatisierter Compliance-Tools.
Auf jeden Fall. Eine professionelle CO₂-Bilanzierung ist nicht nur Pflicht für berichtspflichtige Unternehmen, sondern auch die Grundlage für strategische Entscheidungen. Wer seine Emissionen genau kennt, kann gezielt reduzieren, spart Zertifikatekosten und ist besser für Audits gewappnet. Automatisierte Lösungen sind heute erschwinglich und rechnen sich bereits nach kurzer Zeit – nicht nur finanziell, sondern auch durch Zeitersparnis und bessere Datenqualität.
Argus Media. (2025, 3. November). Emissionshandel: CO2-Marktbericht vom 03.11.2025. https://advantag.de/de/emissionshandel-co2-marktbericht-vom-03-11-2025
CMS HS-Bloggt. (2025). Änderungen im Emissionshandel: Aktueller Stand und Ausblick. https://www.cmshs-bloggt.de/rechtsthemen/dekarbonisierung/aenderungen-im-emissionshandel-aktueller-stand-und-ausblick/
Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt). (2025). Nationales Emissionshandelssystem (nEHS). https://www.dehst.de/DE/Themen/nEHS/nEHS-verstehen/nehs-verstehen_node.html
First Energy. (2025). Preisentwicklung der CO2-Zertifikate. https://first-energy.net/energieeinkauf/preisentwicklung-der-co2-zertifikate/
LBBW Research. (2025). ESG Trends 2025: CO2-Preis Studie. https://www.lbbw.de/artikel/research-studien/esg-trends-2025-co2-preis-studie_ajitu9qg46_d.html
Tagesschau. (2025, 7. November). EU-Klimaziel 2040: Minister einigen sich auf abgeschwächtes Ziel. https://www.tagesschau.de/ausland/europa/eu-klimaziel-2040-cop-100.html
Umweltbundesamt. (2025). 20 Jahre Europäischer Emissionshandel: Deutsche Emissionen deutlich gesunken. https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/20-jahre-europaeischer-emissionshandel-deutsche