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Klimaneutralität für Unternehmen bedeutet, alle Treibhausgasemissionen zu vermeiden, zu reduzieren oder auszugleichen. Das Ziel: Nachhaltigkeit in Betrieb und Lieferkette sicherstellen. Unternehmen profitieren durch geringere Energiekosten, Einhaltung von Vorschriften und ein besseres Image.
Fazit: Klimaneutralität ist machbar und bringt wirtschaftliche Vorteile. Unternehmen sollten jetzt handeln, um langfristig erfolgreich zu sein.
Das Vermeiden-Reduzieren-Ausgleichen-Framework bietet Unternehmen eine strukturierte Methode, um Klimaneutralität zu erreichen. Es besteht aus drei Phasen, die klar definierte Maßnahmen und Ziele beinhalten:
Phase | Maßnahmen | Ziele |
---|---|---|
Vermeiden | • Verbesserung von Prozessen • Digitalisierung • Nutzung energieeffizienter Technologien |
Vermeidung unnötiger Emissionen |
Reduzieren | • Umstieg auf erneuerbare Energien • Modernisierung von Anlagen • Optimierung der Logistik |
Verringerung unvermeidbarer Emissionen |
Ausgleichen | • Direct Air Capture (DAC) • Aufforstungsprojekte • Teilnahme an zertifizierten Klimaschutzprojekten |
Ausgleich verbleibender Emissionen |
Für eine glaubwürdige Net-Zero-Strategie sollten Unternehmen ihre Emissionen zunächst um mindestens 90 % senken, bevor sie verbleibende Emissionen durch Kompensationsmaßnahmen ausgleichen. Dieses Vorgehen bildet die Grundlage für weitere Klimaschutzmaßnahmen auf Unternehmensebene.
Auf Basis des Frameworks sollten Unternehmen klare Klimaziele definieren. Wissenschaftsbasierte Klimaziele (Science Based Targets, SBTs) sind dabei ein zentraler Bestandteil, um die Klimastrategie glaubwürdig zu gestalten. Diese Ziele sollten folgende Kriterien erfüllen:
Neben unternehmensinternen Maßnahmen spielt die Kontrolle der Emissionen in der Lieferkette eine entscheidende Rolle. Scope-3-Emissionen, die im Durchschnitt 75 % der Gesamtemissionen eines Unternehmens ausmachen, stellen dabei eine besondere Herausforderung dar. Effektive Ansätze zur Reduktion dieser Emissionen umfassen:
Strategischer Hebel | Umsetzungsmaßnahmen |
---|---|
Lieferantenmanagement | • Gemeinsame Klimaziele vereinbaren • Schulungen für Lieferanten anbieten • Klimakriterien in Verträge integrieren |
Produktdesign | • Auswahl ressourcenschonender Materialien • Verlängerung der Produktlebensdauer • Verbesserung der Recyclingfähigkeit |
Operative Maßnahmen | • Einführung nachhaltiger Beschaffungsrichtlinien • Digitalisierung der Lieferkette • Optimierung von Transportwegen |
Laut Studien sind die Emissionen in der Lieferkette durchschnittlich 11,4-mal höher als die direkten betrieblichen Emissionen. Daher ist es entscheidend, gezielt an der Reduktion dieser Emissionen zu arbeiten, um Klimaneutralität zu erreichen.
Die CO₂-Bilanzierung erfordert präzise Methoden, um große Datenmengen effizient zu verarbeiten. Hier kommen KI-gestützte Systeme ins Spiel, die die Datenerfassung und -verarbeitung nach dem Greenhouse Gas Protocol automatisieren. Diese Systeme bieten unter anderem folgende Funktionen:
Ein Beispiel dafür ist die MULTIPLYE-Plattform, die Unternehmen dabei unterstützt, Emissionsdaten automatisiert zu erfassen und auszuwerten. Dies ist ein wichtiger Schritt in Richtung wissenschaftsbasierter Klimaziele. Ende 2022 hatten mehr als 4.000 Unternehmen, die zusammen über ein Drittel der globalen Marktkapitalisierung repräsentieren, solche Klimaziele gesetzt oder sich dazu verpflichtet. Im nächsten Abschnitt werden automatisierte Ansätze mit anderen Berechnungsmethoden verglichen.
Unternehmen können bei der CO₂-Bilanzierung auf drei Hauptmethoden zurückgreifen. Jede Methode hat ihre eigenen Vor- und Nachteile:
Methode | Beschreibung | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|---|
Ausgabenbasiert | Schätzung indirekter Emissionen basierend auf den Kosten für Güter und Dienstleistungen | • Schnelle Umsetzung • Niedrige Kosten |
• Weniger präzise • Durchschnittswerte als Basis |
Aktivitätsbasiert | Erfassung spezifischer Aktivitäten wie Transport oder Beschaffung | • Hohe Präzision • Detaillierte Einblicke |
• Zeit- und ressourcenaufwändig • Komplexe Datenerhebung |
Hybrid | Kombination aus ausgaben- und aktivitätsbasierter Methode | • Gute Balance zwischen Genauigkeit und Aufwand | • Höherer Zeitaufwand • Komplexere Koordination |
Das GHG Protocol empfiehlt den Hybrid-Ansatz, da er Präzision und Umsetzbarkeit in idealer Weise kombiniert.
Für eine vollständige CO₂-Bilanz müssen Unternehmen verschiedene Datenquellen einbeziehen. Dabei sollten alle sieben Treibhausgase des Kyoto-Protokolls berücksichtigt werden:
Auch wenn erste Berechnungen nicht perfekt sind, können sie dennoch helfen, Schwachstellen zu identifizieren und konkrete Ziele zur Emissionsreduzierung zu setzen.
Die Optimierung des Energieverbrauchs ist ein zentraler Schritt, um Emissionen im Unternehmen deutlich zu reduzieren. Sie bildet die Grundlage für weitere Investitionen in nachhaltige Technologien.
Hier sind einige effektive Ansätze:
Bereich | Maßnahmen | Vorteile |
---|---|---|
Gebäudetechnik | • Energiesparende Beleuchtung • Effiziente Kühlsysteme • Automatisierung |
• Sofortige Kostensenkung • Weniger Wartung • Angenehmeres Arbeitsklima |
Arbeitsorganisation | • Digitale Arbeitsprozesse • Verzicht auf Papier |
• Weniger Emissionen durch Pendeln • Geringere Reisekosten • Höhere Effizienz |
Nach der Optimierung des Energieverbrauchs ist der nächste logische Schritt der Einsatz von erneuerbaren Energien.
Der Wechsel zu erneuerbaren Energien stellt eine sinnvolle Ergänzung zu den Energieeffizienzmaßnahmen dar und kann auf verschiedene Weise umgesetzt werden:
Nach der Einführung erneuerbarer Energien ist es ebenso wichtig, transportbedingte Emissionen zu senken. In der EU stammen 70 % der verkehrsbedingten CO₂-Emissionen aus dem Straßenverkehr.
Ein integrierter Ansatz zur Reduzierung dieser Emissionen könnte so aussehen:
Maßnahme | Umsetzung | Wirkung |
---|---|---|
Geschäftsreisen | • Bevorzugung von Zügen statt Flügen • Virtuelle Meetings • CO₂-Preise für Flüge |
Züge verursachen bis zu 40-mal weniger Emissionen als Flüge. |
Mitarbeitermobilität | • E-Bike-Leasing • Ausbau von Ladeinfrastruktur • Zuschüsse für den ÖPNV |
Reduziert Pendleremissionen erheblich. |
Fuhrpark | • Elektrifizierung der Fahrzeuge • Einführung von Carsharing • Optimierung der Routen |
Direkte Emissionen werden gezielt gesenkt. |
Die folgenden Beispiele aus Deutschland zeigen, wie Unternehmen Klimaneutralität in der Produktion umsetzen.
GROHE, eine Marke von LIXIL, hat es seit 2020 geschafft, alle acht internationalen Produktionsstätten, darunter die Werke in Hemer, Lahr und Porta Westfalica, CO₂-neutral zu betreiben.
Der Ansatz von GROHE basiert auf drei Kernbereichen:
Maßnahme | Umsetzung | Ergebnis |
---|---|---|
Grüne Energie | Umstieg auf erneuerbare Energien | CO₂-neutrale Produktion |
Logistik | Effizientere Transportwege | Klimaneutrale Logistik in Europa seit 2021 |
Kompensation | Unterstützung von Wasserkraftprojekten in Indien und Vietnam | Ausgleich unvermeidbarer Emissionen |
Seit Januar 2022 verfolgt VAUDE in der Outdoor-Branche eine umfassende Strategie, um Klimaneutralität zu erreichen:
"Wir wollen zeigen, dass Klimaschutz durch Umschichtung von Budgets finanzierbar ist. Wenn alle Unternehmen beispielsweise einen Teil ihres Marketingbudgets für Klimaschutz einsetzen würden, könnten wir Enormes erreichen. Das ist machbar – und unsere Zukunft auf diesem Planeten sollte es uns wert sein!"
– Antje von Dewitz, Geschäftsführerin von VAUDE
Diese Beispiele zeigen, dass klare Ziele, gezielte Maßnahmen und die aktive Beteiligung aller Mitarbeitenden den Weg zu einer klimaneutralen Produktion ebnen können.
Um die beschriebenen Maßnahmen erfolgreich umzusetzen, müssen typische Hindernisse bewältigt werden.
Eine präzise Erfassung von Emissionsdaten stellt viele Unternehmen vor Probleme. Ein gut strukturiertes System zur Qualitätssicherung ist entscheidend für ein verlässliches Treibhausgas-Buchhaltungssystem.
Herausforderungen und Ansätze:
Problembereich | Lösungsansatz | Erwartetes Ergebnis |
---|---|---|
Datenqualität | Einführung internationaler QS/QK-Standards | Verlässliche Emissionsmessungen |
Datenlücken | Aufbau systematischer Erfassungsprozesse | Vollständige Datenbasis |
Fehlende Expertise | Mitarbeiterschulungen | Kompetente Erfassung |
Sobald die Datenqualität sichergestellt ist, sollten auch finanzielle Rahmenbedingungen optimiert werden.
Die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen kann durch neue Ansätze erleichtert werden. Ein Beispiel: AB InBev vereinbarte 2021 eine Kreditfazilität über 10,1 Milliarden Euro, bei der die Zinssätze an Nachhaltigkeitsziele wie CO₂-Reduktionen gekoppelt sind.
Beispiele für Finanzierungsstrategien:
Neben finanziellen Maßnahmen ist die Einbindung der Belegschaft ein entscheidender Faktor.
Die aktive Beteiligung der Mitarbeitenden ist unerlässlich für wirksamen Klimaschutz. Laut einer Studie engagieren sich 8 von 10 Mitarbeitenden aktiv für betriebliche Klimaschutzmaßnahmen.
Maßnahme | Umsetzung | Wirkung |
---|---|---|
Finanzielle Unterstützung | Förderung nachhaltiger Mobilität | Direktes Engagement |
Integration in Prozesse | Einbindung von Klimaschutz in Arbeitsabläufe | Systematische Verankerung |
Transparenz | Offenlegung von Klimaschutzmaßnahmen | Höhere Motivation |
"Oft beginnt man nicht als jemand, der glaubwürdig ein breiteres Anliegen vertritt. Es ist ein Prozess und eine Reise, als Mitarbeiter-Führungskraft wahrgenommen zu werden und die wichtigsten Themen zu verstehen, die angegangen werden müssen, um bedeutsame Veränderungen voranzutreiben." – Mary Dube, Senior Executive bei Hewlett-Packard
Ein Chemieunternehmen konnte durch ein zehnjähriges Energieeffizienzprogramm die CO₂-Emissionen um 10 % senken und jährlich etwa 100 Millionen Euro einsparen.
Erfolgreiche Unternehmen teilen ihre Klimastrategie in klar abgegrenzte Phasen auf.
Phase | Maßnahmen | Ergebnis |
---|---|---|
Strategie | Festlegung von Zielen nach Science-Based Targets | Konkrete Reduktionsziele |
Umsetzung | Direkte Emissionssenkung, Prozessverbesserung | Verringerung von CO₂-Emissionen |
Monitoring | Fortschrittsüberwachung, Berichterstattung | Transparente Nachverfolgung |
Diese Phasen spiegeln sich in erfolgreichen Partnerschaften wider. So tragen die TENCEL™- und VEOCEL™-Fasern von Lenzing durch ihren geringen CO₂-Fußabdruck dazu bei, die Scope-3-Emissionen ihrer Kunden zu senken. Ein weiteres Beispiel ist die Zusammenarbeit von Lidl GB und Duncan Farms, die durch den Einsatz heimischer Ackerbohnen im Hühnerfutter eine CO₂-Reduktion von 57 % erreichte.
Wichtige Handlungsfelder:
"Unter Berücksichtigung der SBTi-Vorgaben haben wir eine umfassende Klimaschutzstrategie erarbeitet, mit der wir in den kommenden Jahren unseren CO₂-Fußabdruck kontinuierlich verbessern."
– Silvia Steinert, Director Corporate Responsibility bei cosnova
Ein weiteres Beispiel liefert SIGG: Durch die Zusammenarbeit mit erfahrenen Partnern konnte das Unternehmen seine Klimaschutzziele klar definieren und gezielt umsetzen.
Unternehmen können verschiedene Maßnahmen ergreifen, um ihre Scope-3-Emissionen effektiv zu reduzieren. Dazu gehört die enge Zusammenarbeit mit Lieferanten, um nachhaltigere Materialien und Prozesse zu fördern. Auch die Optimierung von Produktspezifikationen und die Entwicklung umweltfreundlicherer Lösungen spielen eine wichtige Rolle.
Darüber hinaus können Partnerschaften entlang der Wertschöpfungskette dazu beitragen, Emissionen zu minimieren, etwa durch gemeinsame Nachhaltigkeitsinitiativen. Unternehmen sollten zudem auf Kreislaufwirtschaft setzen, indem sie Recycling- und End-of-Life-Lösungen für ihre Produkte anbieten. Eine grüne Portfolio-Strategie kann ebenfalls helfen, den CO₂-Fußabdruck langfristig zu senken.
Unternehmen können die Glaubwürdigkeit und wissenschaftliche Fundierung ihrer Klimaziele gewährleisten, indem sie sogenannte Science-Based Targets (SBTs) festlegen. Diese Ziele orientieren sich an den Vorgaben des Pariser Abkommens und werden von der Science Based Targets Initiative (SBTi) geprüft und validiert.
Durch die Einhaltung dieser Standards stellen Unternehmen sicher, dass ihre Maßnahmen messbar, transparent und auf dem neuesten Stand der Klimawissenschaft sind. Dies stärkt nicht nur das Vertrauen von Stakeholdern, sondern hilft auch, langfristig nachhaltige Erfolge zu erzielen.
Die Digitalisierung bietet Unternehmen effektive Werkzeuge, um ihren CO₂-Fußabdruck zu analysieren und gezielt zu reduzieren. Mithilfe moderner Technologien wie automatisierter Datenerfassung, digitalen Zwillingen und intelligenter Verkehrssteuerung können Emissionen präzise gemessen und optimiert werden.
Besonders in der Industrie eröffnet der Einsatz digitaler Lösungen erhebliche Einsparpotenziale. Schätzungen zufolge könnten so jährlich bis zu 64 Millionen Tonnen CO₂ vermieden werden. Durch die Kombination aus Transparenz und Effizienzsteigerung wird die Digitalisierung zu einem zentralen Hebel für den Klimaschutz in Unternehmen.